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Rettung alter Apfelsorten

In vielen Gärten bei uns in der Region wachsen unzählige Apfelsorten, die man im Supermarkt nicht findet. Über Jahrhunderte wurden sie kultiviert und verarbeitet, taugen aber nicht für lange Lagerung oder sind nicht schön genug für den Handel. Damit die Artenvielfalt erhalten bleibt, ruft der Kreisverband Uelzen des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) deshalb zu einer Rettungsaktion auf.
Klaus Himme vom BUND reist dafür im Dezember durch den Kreis und schneidet Äste von Bäumen ab, die vermehrt werden sollen. Die Äste werden in Gefrierbeutel mit feuchtem Moos gepackt, die Beutel zugebunden und in seiner Garage gelagert. „Es ist wichtig, die Äste im Winter zu schneiden. Sie sollen Knospen, aber noch keine Blätter haben“, erklärt Himme. Im März werden die Äste dann auf robuste Unterlagen (also Stämme anderer Obstsorten) gepfropft, die der BUND in Baumschulen kauft, das nennt man Veredelung. Ein Baum aus einem Apfelkern wird einen anderen Baum ergeben, weil die Blüten höchstwahrscheinlich mit Pollen anderer Bäume befruchtet wurden, die Veredelung ist daher der einzige Weg, um eine Sorte zu erhalten.

Veredelte Jungpflanzen warten darauf, einen Platz im Garten zu bekommen.

Himme hat auch einige seiner eigenen Bäume so vermehrt, weil es viele alte Sorten in Baumschulen oft nicht zu kaufen gibt. Das Angebot ist inzwischen besser geworden, „Aber selbst Bäume zu veredeln ist einfach spannender!“, sagt Himme. Im vergangenen Winter gab es den ersten Anlauf zur Baumrettung im Kreis Uelzen, in 35 Gärten schnitt der BUND-Fachmann Äste von etwa 15 verschiedenen Apfelbaum- und 3 Birnbaumsorten ab und lagerte sie ein. Im Frühling zeigte er dann den Besitzern vor Ort, wie das Veredeln geht. Dazu wird der Ast schräg angeschnitten, der Stamm der Unterlage auch, dann werden beide aneinander gelegt und mit einem elastischen Band umwickelt, damit sie zusammenwachsen. „In Suhlendorf gab es letztes Mal ein richtiges Happening mit mehreren Leuten, Kaffee und Kuchen“, erinnert er sich, „das hat richtig Spaß gemacht“. Leider sind bei der ersten Aktion nicht alle Äste angewachsen, sie waren teilweise wegen des warmen Herbstes 2022 schon zu weit ausgetrieben. Dieses Jahr wollen es viele Baumbesitzer aber noch einmal versuchen, weitere Anmeldungen sind willkommen.

Geschmack und Vielfalt für die Zukunft erhalten – im zweiten Jahr trägt der veredelte Baum schon Blüten.

Himme freut sich, wenn er alte Sorten retten kann, die es oft auch nur in dieser Region gibt, wie Uelzener Rambour, Celler Dickstiel oder Goldparmäne. Häufig wissen die Besitzer gar nicht, was für einen Baum sie im Garten haben. Eine sehr seltene Sorte war in der vergangenen Aktion der Altenländer Pfannkuchenapfel, auch Sternrenetten und Winterglockenapfelbäume waren dabei. An einem Feldrand in Ostedt musste aber auch Himme passen, die Sorte kannte er nicht. Ein Anwohner erzählte, früher habe der Bäcker aus dem Ort die Äpfel zum Kuchenbacken genutzt und es gab Streit, wenn andere das Obst schon gepflückt hatten. Diese Sorte hat Himme „Ostedter Bäckerapfel“ genannt, der Anwohner hat nun selbst einen Baum davon im Garten.
Im Prinzip kann jeder alte Baum vermehrt werden, der noch Äste mit Triebspitzen hat. Ist ein Baum kurz vor dem Absterben, ist es zu spät. Deshalb sollte man nicht zu lange mit der Veredelung warten, zumal es ein paar Jahre dauert, bis ein junger Baum trägt.
[Sascha Fobbe]

Für Obstsorten-Retter:innen 

Wer Interesse hat, seine Obstsorte zu retten, kann sich unter mail@bund-uelzen.de oder telefonisch unter 0163 61 64 386 an Klaus Himme wenden. Die Aktion kostet die Baumbesitzer übrigens nichts, der BUND bittet lediglich um Spenden.

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