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Foto: Too Good To Go GmbH

Was die App „Too Good To Go“ gegen Lebensmittelverschwendung tut

Wer kennt es nicht? Der Erdbeerjoghurt wartet vergeblich in der hintersten Kühlschrankecke auf seinen großen Moment und auch der mysteriösen Brotbox hat sich seit Wochen niemand angenommen. Ein Blick in die Gemüsekiste lässt genauso Ungutes vermuten. Der Salatkopf hat definitiv schon bessere Tage gesehen. Nach und nach wandert das ein oder andere Nahrungsgut in den Mülleimer. Passiert eben jedem mal. Oder auch nicht? Können wir dem Ruf einer Wegwerfgesellschaft überhaupt noch entkommen?
Fakt ist, in Deutschland landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Mittlerweile dürfte diese Zahl sogar noch gestiegen sein. Das sagt zumindest das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Pro Kopf macht das eine Verschwendung von 78 Kilogramm Nahrung über das ganze Jahr verteilt. Eine ziemlich große Menge an Lebensmitteln! Mit 59 Prozent tragen wir in unseren eigenen vier Wänden den größten Anteil bei. Aber auch im Handel fallen Reste an. Eine App namens „Too Good To Go“ kämpft für weniger Lebensmittelverschwendung und verspricht: „Mit unserer App kannst du gut essen und gleichzeitig Gutes tun.“ und das noch zu einem „super Preis“. Das Prinzip ist ganz einfach: Über die App wird eine Überraschungstüte bei einem Händler reserviert, das kann ein Supermarkt, aber auch ein Bäcker sein und in einem bestimmten Zeitfenster abgeholt. Klingt ziemlich simpel. Das musste ich auch ausprobieren!
Die Tüte habe ich mir bei einer Bäckerei in Uelzen reserviert. Viel Zeit blieb mir dafür nicht, die meisten Angebote sind schnell vergriffen. Beim ersten Blick auf meine gerettete Errungenschaft bin ich ziemlich enttäuscht. Mit den paar hellen Brötchen und dem Graubrot ist die Tüte weniger vielfältig als erhofft. Aber keine Sorge, schließlich bin ich kreativ. Aus den Brötchen zaubere ich leckere Semmelknödel. Am Ende bin ich also doch zufrieden. Mein Versuch hat sich gelohnt.
Dennoch kommen bei mir Zweifel auf. Darf ich die günstigen Tütchen in Anspruch nehmen oder kaufe ich damit jemandem etwas weg, der es vielleicht nötiger hat, als ich? Schließlich wird anders als bei der Tafel kein Nachweis gebraucht, der die Bedürftigkeit bestätigt.
Auch ein kritischer Artikel im Internet weckt mein Interesse. „Zu gut, um wahr zu sein“, so betitelt die Süddeutsche Zeitung ihren Beitrag, in dem sie sich mit der Too Good To Goo App auseinandersetzt. Kritisiert wird, dass die App von einigen Händlern als zusätzliche, digitale Vertriebsplattform genutzt werden könnte. Damit wäre es für einige Läden längst nicht mehr so dringlich, die verderbliche Essware bis zum Ladenschluss zu verkaufen. Schließlich können Reste auch über die App veräußert werden. Der ein oder andere lädt sogar nochmal nach, denn die Ansprüche der Kunden sind hoch. Auch am Ende eines langen Tages wird noch eine Vielfalt an Lebensmitteln erwartet.
Letztendlich scheiden sich die Geister, wenn es um das Wie geht, auf welche Weise Lebensmittel gerettet und verteilt werden sollten, aber in einem Punkt sind sich mit Sicherheit alle einig: gutes und qualitativ vollwertiges Essen gehört nicht in den Müll. Am Ende des Tages liegt es in unserer Hand, welche Wertschätzung wir den Lebensmitteln entgegenbringen. Also ganz nach dem Motto: Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür.
[Charlotte Hinz vom HEG hat diesen Beitrag im Rahmen eines Schulpraktikums geschrieben.]

 

Noch ganz frisch?
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein frischer, knackiger Salatkopf auf dem Uelzener Wochenmarkt. Bereits seit 7 Uhr liegen Sie in der Auslage Ihres Standes. Nach den wenigen Leuten am frühen Morgen finden nun immer mehr Einkäufer den Weg in die Innenstadt. Gegen Mittag ist die Temperatur erheblich gestiegen. Die Marktstände sind längst nicht mehr so dicht bestückt wie am Morgen. Die ersten Händler beginnen bereits mit dem Abbau. Statt in einem Einkaufskorb zu liegen, befinden Sie sich noch immer in der Auslage des Standes. Heute war Salat wohl nicht so angesagt. Was geschieht mit solchen verbleibenden Lebensmitteln, die sich nicht viel länger halten? Im Zuge meines Artikels zum Thema Lebensmittelverschwendung habe ich an ein paar Marktständen nachgefragt.
So unter anderem bei einem Obst- und Gemüsehändler. Dort kann der eigene Laden die übrig gebliebenen Lebensmittel gebrauchen. Das Obst wird ganz einfach zu Marmelade eingekocht. Daraus kann das Geschäft noch gut Profit schlagen. Über all das, was ein menschliches Wesen nicht mehr ganz anspricht, freuen sich auch die Tiere des eigenen Betriebs. Auch der Stand eines Bio-Bauern weiß einiges mit seinen restlichen Nahrungsmitteln anzustellen. Es wird an Kindergärten oder an die Tafel verteilt. Dass auch mal etwas weggeworfen wird, lasse sich nicht vermeiden. Ein Markttag kann dann doch eine ziemlich große Herausforderung für einen einfachen Salatkopf darstellen. Foto Kohnke Löbert

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