Seite lädt...

Allgemein

„Regen“ per Handy-App

teilen

Wetter – ein Thema für sich und in der Landwirtschaft eins der wichtigsten

Die Gespräche über den Gartenzaun, mit Gießkanne in der Hand und angriffslustigem Rasensprenger gleichen sich dieser Tage: „Mensch, es ist doch viel zu trocken, es müsste mal wieder regnen. Die armen Landwirte, auf den Feldern trocknet ja alles!“
Viel ist tatsächlich „Gefühl“ in Sachen Wetter. Dass die Sommer – und auch die Winter – wärmer werden, ist spürbar und auch statistisch auffällig: Die letzten sechs Jahre waren die wärmsten der Wetteraufzeichnung überhaupt, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Webseite. Doch in Sachen „Niederschlag“ ist der Trend nicht so eindeutig. Es gab sehr trockene Sommer wie 2018, und eher nasse. Wenn es einen Trend gibt, der allerdings nicht ganz eindeutig ist, dann mag es die Neigung zu nasseren Wintern und trockeneren Sommern geben.
Umso mehr bleibt die Frage: Wie eigentlich bekommen wir die großen Kartoffeln in den Topf, wenn im eigenen Garten doch alles verdorrt? Was bedeutet „Beregnung“ für die Uelzener Landwirte?
Zwei, die es wissen, sind Stephan Alms und Ernst von Estorff von der Veerßen GbR. Zusammen mit zwei anderen Gesellschaftern sind sie verantwortlich für die Bewirtschaftung von 417 Hektar Land im Kreis Uelzen. Auf ihren Feldern wachsen Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide. Und trotz der momentan „gefühlten“ Trockenheit: „In diesem Jahr sieht es gut aus, wir haben erst Mitte Juni mit der Beregnung starten müssen“, sagt Stephan Alms, dem sehr niederschlagsreichen Frühjahr sei Dank. Das Wasser für ihre Pflanzen bekommen sie aus Brunnen – fünf sind es, die sich über ihre Ackerflächen verteilen und unterirdisch vernetzt sind. Einer davon, in der Veerßer Feldmark, wurde erst vor wenigen Monaten gebohrt. Aus rund 50 Meter Tiefe kommt hier das Grundwasser, um es frisch (und eiskalt) auf die Felder zu bringen – allerdings nicht „grenzenlos“, denn für die Nutzung des Grundwassers hat der Landkreis eine Quote für die Dauer von zehn Jahren festgelegt: 70-80 mm pro Jahr und Hektar, 700 mm für die Dauer von zehn Jahren. Devise dabei: Was weg ist, ist weg. „Wenn wir in einem Jahr mehr brauchen wie im Trockenjahr 2018, dann bleibt die zulässige Gesamtmenge trotzdem gleich und wir müssen in den Folgejahren sparen“, so Landwirt Alms. Dass durch die Beregnung das Grundwasser generell weniger wird, ist nicht zu befürchten: „Die Stadtwerke betreiben am Stadtwald einen Peilbrunnen, in dem regelmäßig der Grundwasserstand in einer Tiefe von 90 Metern kontrolliert wird. In den 40 Jahren, in denen es den Brunnen gibt, gab es da wenige Änderungen“, weiß von Estorff zu berichten.

Die Kreisberegner schieben sich langsam berieselnd durch die Felder.

Stephan Alms an der Infotafel, die das Prinzip erklärt.

Der „Star“ in der Beregnungsarbeit ist in jedem Fall der 300 Meter lange Kreisregner. Drei Stück davon gibt es auf den Feldern der Veerßer Landwirte, fest installiert und via Handy-App steuerbar. Gewaltig sehen die Geräte aus, wie sie sich langsam rieselnd durch die Felder schieben. „Wir haben damit deutlich weniger Probleme mit der Verdunstung“, sagt Alms. Wasser kann so erheblich sparsamer eingesetzt werden, auch der Wind ist kein Problem mehr: „Bei den Wasserkanonen kann es so sein, dass wegen des Windes ein Teil der Pflanzen gar kein Wasser abbekommt, die anderen dafür viel zu viel“, so von Estorff. Eine Erklärtafel in der Veerßer Feldmark direkt in der Nähe des Regners erklärt für Interessierte zudem die Funktionsweise, Menge und Dimensionen.
Eine andere Uelzener Besonderheit in der Feldberegnung sind die aktuell drei aktiven Wasserspeicher, in die durch ein 500 Kilometer umfassendes Rohrnetz Wasser, das während der Zuckerrübenkampagne allein aus der Verarbeitung der Rüben anfällt, gepumpt wird: Im Stöckener Wasserspeicher lagern bis zu 740.000 Kubikmeter Wasser, von dem rund 60 Landwirte von Süttorf bis Westerweyhe profitieren. Ein weiterer Speicher befindet sich in Störtenbüttel (sichtbar von der B4 aus), ein anderer bei Borg. Nachhaltiger kann Wasser kaum zweit-verwertet werden, deshalb wünscht sich Jörg Martens, stellvertretender Geschäftsführer beim Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Uelzen, auch gern mehr dieser Becken: „Wir haben Pläne in der Schublade, aber momentan ist eine Finanzierung schwierig, Fördermittel gibt es aktuell leider nicht“, bedauert er. Und das, obwohl während der Rübenkampagne noch deutlich mehr nährstoffreiches Wasser anfällt.
Generell sind die hiesigen und allgemein niedersächsischen Landwirte hinsichtlich ihrer Wasserversorgung recht beschenkt, Wasser ist hierzulande reichlich vorhanden – im Gegensatz beispielsweise zu vielen Ackerflächen im Osten Deutschlands, denen die Dürre 2018 wirklich zugesetzt hat und die mangels großer Grundwasservorkommen komplette Ernten verloren, inklusive der Ernteanteile, die als Futter eingesetzt werden.
„Am Wetter können wir nur ganz schwer etwas drehen“, schmunzelt Ernst von Estorff. Klimatische Veränderungen verändern auch den hiesigen Ackerbau – Mais beispielsweise, insbesondere Zuckermais, kann erst seit wenigen Jahren in Norddeutschland angebaut werden. In jedem Fall ist für von Estorff klar: „Mit Wasser können wir aber immer ein bisschen nachhelfen“.

[Janina Fuge]