Medienkompetenz bei Jugendlichen stärken
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Gesundheit und Wohlbefinden – Online und Offline
Smartphone, Tablet und Co. sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die digitale Welt bietet eine Fülle von Möglichkeiten, birgt aber auch Gefahren: Cybermobbing, Handysucht, falsche Vorbilder auf Social Media, die zu einem negativen Selbstbild beitragen. – Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden heute unter den Schattenseiten der Digitalisierung. Wie die Medienkompetenz schon in jungen Jahren gefördert werden kann und was im Akutfall hilft, erläutern Dr. Rebecca Knoche und Dr. Mira Narwark-Pietzsch.
Spielen, chatten, „Influencern“ folgen – viele Jugendliche können sich kaum von ihrem Smartphone trennen und verbringen sehr viel Zeit online. Was ist daran so gefährlich?
Dr. Rebecca Knoche: Das Handy erfüllt heute viele Funktionen: Musik hören, mit Freunden in Kontakt sein, Videos schauen, Spielen, Fotografieren und kreative Inhalte erstellen, aber auch Schulsachen organisieren und Lernen. Also auch viele nützliche Dinge. Kritisch wird es erst, wenn bestimmte Bereiche überhandnehmen. Sich z.B. aus der Begeisterung für ein Spiel eine Gaming-Sucht entwickelt. Oder wenn junge Mädchen auf TikTok und Instagram „Influencerinnen“ folgen, die extreme Körperideale propagieren. Die Algorithmen dieser Apps sind so programmiert, dass den Jugendlichen innerhalb kurzer Zeit nur noch solche Inhalte angezeigt werden. Es besteht das Risiko, dass sie dann in eine „Blase“, in der sich alles nur noch um Themen wie Depression und Magersucht dreht, geraten. Eine Negativspirale, aus dem man oft erst durch eine gezielte Therapie wieder herausfindet.
Wie bekommen Jugendliche und ihre Eltern in dieser Situation Hilfe?
Dr. Mira Narwark-Pitzsch: In der MediClin Seeparkklinik Bad Bodenteich sind wir spezialisiert auf die Akutbehandlung und Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit psychischen und psychosomatischen Beschwerden, unter anderem Essstörungen, Depressionen und Ängste. Die Therapie richtet sich nach einem ganzheitlichen Ansatz. Durch vielfältige Therapieangebote wird nach und nach ein besseres Körpergefühl erarbeitet, Aktivitäten in der „echten“ Welt, Interaktion mit Gleichaltrigen, Sport und Bewegung und das Einüben von gesundem Essverhalten tragen nach und nach dazu bei, ein neues, positives Selbstbild zu etablieren und zu stärken.
Dr. Rebecca Knoche: Dabei ist uns wichtig anzuerkennen, dass Smartphones und Social Media Teil des Lebens sind. Es nützt nichts, sie zu verteufeln oder zu verbieten. Stattdessen ist es das Ziel, die jungen Menschen wieder in die Lage zu bringen, verantwortungsvoll mit sich selbst und ihrem Medienkonsum umzugehen. Je mehr positive Erlebnisse es in der Realität gibt, umso größer wird die Resilienz gegenüber den digitalen Einflüssen.
Welche konkreten Empfehlungen würden Sie Eltern mit auf den Weg geben?
Dr. Mira Narwark-Pitzsch: Es ist hilfreich, in der Familie von Anfang an klare Regeln festzulegen und als Eltern mit gutem Beispiel voranzugehen. Für die Mediennutzung sollten klare Zeiten vereinbart werden, je nach Alter der Kinder. „Handyfreie“ Zeiten, z.B. beim gemeinsamen Essen am Familientisch wirken sich sehr positiv auf das Miteinander aus. Digitalzeit sollte keine Belohnung sein und „Handyentzug“ nicht als Strafe eingesetzt werden. Ganz wichtig ist es, regelmäßig für positive „reale“ Erfahrungen zu sorgen. Das kann ein gemeinsamer Spaziergang sein, ein Schwimmbadbesuch, Spieleabend oder auch einfache Alltagtätigkeiten wie gemeinsam Kochen, Backen oder Gärtnern.
Mehr Info:
Mediclin Seepark Klinik
05824 21211