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Hightech und Kindchenschema – Klaus Retzlaff ist Drohnenpilot der Jägerschaft und rettet Rehkitze

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Kontakdaten:
Wer vor der Mahd seine Wiesen und Felder via Drohne auf Jungtiere absuchen möchte, kann sich an Jägerschaft oder verschiedene Hegeringe wenden. Kontaktdaten (Mailadressen und Telefonnummern) gibt es unter www.jaegerschaft-uelzen.net/kitzrettung

Der Frühsommer ist für Bambis stets eine kritische Zeit: Wenn die Ricken ihre Kitze im hohen Gras der Wiesen ablegen, dann sind sie dort für den Moment zwar sicher, weil sie hier vor Fressfeinden geschützt sind. Wenn jedoch die Landwirte ihre Wiesen mähen, dann kann das schnell ganz übel für die kleinen Tiere enden – und im Übrigen auch für Vögel wie Fasane, die ebenfalls ihre Nester dort haben.

Wo in den letzten Jahren Wiesen oft zu Fuß abgegangen worden sind, um den Tiernachwuchs zu schützen, kommen heute in aller Regel Drohnen zum Einsatz. Inzwischen bietet auch die Jägerschaft des Landkreises gemeinsam mit dem Maschinenring und der Landwirtschaftskammer Hilfe an – und setzt dabei auf zwei Profidrohnen mit hochauflösenden Wärmebildkameras. Auch der Hegering Bodenteich und der Hegering Bienenbüttel haben dank Förderprogrammen Drohnen angeschafft und bieten freiwillige Hilfe an.
Klaus Retzlaff ist einer aus dem Team der Jägerschafts-Piloten (bisher fanden sich keine Pilotinnen), der diese Hightech-Geräte steuern kann. „Es ist wirklich Wahnsinn, was alles geht – wir können zum Beispiel ein Wärmepad aus 80 bis 90 Metern Höhe erkennen“, schwärmt er. Für ihn ist klar: „Für uns ist das gelebter und praktizierter Tierschutz – wir Jäger unterstützen diese Sache aus dem Hege-Gedanken heraus. Wir schießen T iere nicht einfach tot“, sagt Retzlaff.

Technisch ist das Ganze durchaus anspruchsvoll: Die Piloten haben Bilder mit 640 X 512 Wärmepunkten vor sich, die zu lesen es viel Wissen erfordert – und dazu auch eine Lizenz. „Ganz offiziell werden die Jägerschafts-Drohnen-Piloten in der vom Luftfahrtbundesamt erteilten Aufstiegsgenehmigung mit eingetragen“, so Retzlaff, „und sie mussten sich vorher auch einer schriftlichen und praktischen Ausbildung unterziehen“. Dazu kommt: Um verwertbare Bilder zu erhalten, muss die Außentemperatur relativ kühl sein – so dass sich die als etwa 27 Grad warm angezeigten Kitze überhaupt detektieren lassen. In sommerlicher Mittagshitze geht das nicht. Aber früh morgens, lange vor Sonnenaufgang. Wichtig ist: „Die Landwirte müssen dann im Anschluss aber auch umgehend mähen, sonst kommen die Kitze wieder zurück.“

Je kleiner das Rehkitz, umso weniger mobil ist es. „Die ganz kleinen bleiben meist regungslos liegen und lassen sich problemlos in Pappkartons tragen – natürlich ohne sie anzufassen, denn die Kitze haben keinen Eigengeruch und nehmen deshalb sehr schnell menschlichen Geruch an“, erklärt Retzlaff. „Die größeren hingegen laufen oft weg, dann muss das Team in der Wiese hinterher – und das ist im hohen Gras schon ziemlich anstrengend.“

Aber es lohnt sich. „Mehrere Dutzend Kitze“ hätten Retzlaff und sein Drohnen-Team in der vergangenen Saison gerettet, viele Fasanen- und sonstige Gelege dazu. Und dafür, dass die Tiere dann gesund groß werden können, lohnt sich der Einsatz allemal.