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Ein Anruf und die Welt ist eine andere

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Fotos: Dirk Marwede

Im Gespräch mit Polizeikommissarin Stella Giese

Die Begeisterung für ihre Aufgabe ist Polizeikommissarin Stella Giese förmlich anzusehen. Sie will helfen, sie will Schlimmeres verhindern, sie will Menschen schützen und gleichzeitig vorbeugen, dass sie – und sei es nur aus Unachtsamkeit – selbst etwas Kriminelles tun. Doch auch sie kann nicht verhindern, dass in erster Linie ältere Menschen um ihr Geld betrogen werden, dass Jüngere Drogen konsumieren oder das Cybermobbing um sich greift.

Polizeikommissarin Stelle Giese kennt die Tricks der Betrüger und berät zu allen Fragen der Sicherheit.

Wie geht sie damit um, wenn sie ältere Menschen trifft, die wegen der Enkeltrickmasche ihre ganzen Ersparnisse verloren haben? „Natürlich trifft es mich, mit den Opfern solcher Straftaten zu sprechen, doch es motiviert mich auch in meiner Präventionsarbeit, denn nur wer weiß, wie er sich zum Beispiel bei Schockanrufen richtig verhält, kann dieser Falle entkommen“, sagt sie, die seit 2022 beim Polizeikommissariat Uelzen im Bereich Prävention tätig ist. Eigentlich sei der Enkeltrick hinlänglich bekannt, wie kann es dann trotzdem passieren, dass die Täter immer wieder erfolgreich sind? „Das hat vielfältige Gründe. Gerade die ältere Generation ist noch zur Höflichkeit erzogen. Wenn dann ein Schockanruf der psychologisch bestens geschulten Täter erfolgt, setzt der Verstand aus. Die Täter schildern eine lebensnahe Situation, alles klingt real. Kommt dann noch die vermeintliche Dringlichkeit dazu, gibt es Kurzschlussreaktionen“, beschreibt Stella Giese die Vorgehensweise der Täter. Allein bei der Polizeiinspektion Lüneburg / Lüchow-Dannenberg / ­Uelzen lag der Erfolg der Betrüger im letzten Jahr im sechsstelligen Bereich.
Stella Giese rät deshalb, am Telefon lieber einmal zu forsch als zu höflich aufzutreten, am besten bei einem Enkeltrickverdacht gleich aufzulegen, Rücksprache mit den Angehörigen zu halten und anschließend die Polizei über den Betrugsversuch zu informieren. Haben die Täter mit ihrer Masche Erfolg gehabt, übernimmt der Kriminalermittlungsdienst die Arbeit, aber „es ist auch wichtig für uns, über fehlgeschlagene Versuche informiert zu werden, zum Beispiel, um in Zusammenarbeit mit den umliegenden Polizeiinspektionen Schwerpunkte in den Regionen festzustellen.“
Die Opfer werden häufig gezielt gesucht. Kurze Telefonnummern und nur ein Name im Telefonbuch versprechen gute Chancen, auf eine alleinstehende, ältere Person zu treffen. „Sprechen Sie mit anderen darüber, überlegen Sie schon einmal im Vorfeld, wie Sie mit solch einem Anruf umgehen, dann ist der Überraschungsmoment nicht mehr auf Seiten der Täter“, rät Stella Giese. „Auch wenn die Telefonnummer, die im Display erscheint, anscheinend der Polizei gehört, seien Sie wachsam, denn das Internet macht es möglich, dass die Täter gefälschte Telefonnummern verwenden.“
Und „niemals würden Polizeibeamte Geld oder Wertsachen mit der Begründung, dass ein Einbruchsverdacht besteht, in Verwahrung nehmen.“ Polizeiausweise können gefälscht werden, echte Polizeiausweise zeichnen sich durch ein Foto, die Dienstausweisnummer und fünf Wasserzeichen aus. Also ist genaues Hinschauen und Hinterfragen angesagt.

Um all das zu vermitteln, ist die Aktion „Die Polizei geht zum Friseur“ gestartet. „Dort wird viel miteinander gesprochen und das ist gut so, denn letztlich kann sich der am besten schützen, der informiert ist“, weiß Stella Giese. Plakate und Notizblöcke mit Warnhinweisen weisen dort auf die Gefahren hin.
Bei ihrer Präventionsarbeit setzt sie in Zusammenarbeit mit POK Frank Dreyer schon bei den Jüngsten an. Geht es im Kindergarten um die Sinneswahrnehmung und Sicherheit im Straßenverkehr, dreht sich in der Grundschule vieles zusätzlich um Mediensicherheit. Dabei werden die Eltern mit Online-Abenden oder Elternbriefen in die Thematik integriert. Cybermobbing, Cybergrooming, Drogen und Alkohol sind die bestimmenden Themen in den weiterführenden Schulen. Die Gefahren und Risiken des Internets – Gewaltverherrlichung, sexualisierte Fotos und Chats – stehen dabei im Mittelpunkt. Erwachsene, die ein Haus oder eine Wohnung besitzen, nutzen in erster Linie die Einbruchschutzberatung.
„Jeder sollte, wenn er 65 Jahre und älter ist, einmal für sich selbst reflektieren, ob er beim Autofahren noch sicher ist, dafür bieten wir gemeinsam mit der Verkehrswacht und Fahrschulen das Programm fit im Auto an“, richtet sich Stella Giese an alle Autofahrer.
Kindergärten, Schulen, Vereine, Wohn- oder Seniorengruppen, kirchliche Gruppen – sie alle und noch viel mehr besucht Stella Giese auf Wunsch und kommt mit den Zuhörern ins Gespräch, „denn wir wollen helfen, dass unsere Gesellschaft ein kleines Stück sicherer wird.“
[Dirk Marwede]

Erreichbarkeiten der Polizeiwache und Präventionsbeauftragten

Die Polizeiwache in Uelzen ist unter ­Telefon (0581) 9300 zu erreichen. Kontakt mit der Präventionsbeauftragten
Polizeikommissarin Stella Giese kann unter Telefon (0581) 930126 aufgenommen ­werden.

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