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Axel und Christin Marquardt, Schüttenbuers Hoff.

Verbraucher sind gefragt: Direkter Einkauf vom Hof stärkt die Landwirte vor Ort

Kartoffeln, Zwiebeln, Erdbeeren, Spargel, Brot, Eier, Fruchtaufstriche, Tee, Honig, Milch, Fleisch von Rind, Schwein, Ziege oder Wild – das alles ist in Hofläden in der Region zu finden. Mit der Direktvermarktung (auch über Lieferboxen, Marktstände oder Automaten) verdienen Landwirte deutlich mehr als bei der Belieferung von Groß- und Zwischenhändlern. Viele Hofläden sind das ganze Jahr über geöffnet, häufig mit Cafés, in denen Besucher auf Rad- und Wandertouren Pause machen können. Es gibt aber auch Hofläden, die nur einige Monate oder Tage im Jahr gezielt öffnen – oder rund um die Uhr erreichbar sind.

Selbstbedienung mit PayPal oder bar
Zu letzteren gehört der Selbstbedienungsladen von Christin und Axel Marquardt in Hohenbünstorf (Natendorf). Ihr „Schüttenbuers Hoff“ verkauft fast ausschließlich eigene Erzeugnisse: Freilandeier aus dem Mobilstall, Kartoffeln, Fruchtaufstriche und Wildspezialitäten sowie Nudeln aus selbst angebautem Hartweizen oder Dinkel. Das einzige andere Produkt: Süßkartoffelchips von einem Hof aus Kirchweyhe. Wer etwas kaufen möchte, geht in den Laden, bezahlt per PayPal-App oder bar und nimmt seine Ware mit. Die Kasse wurde allerdings schon mal gestohlen, jetzt gibt es Videoüberwachung. Über einen „richtigen“ Hofladen haben Marquardts schon mal nachgedacht, allerdings sind beide berufstätig und ihr Hof liegt etwas abseits, das würde sich nicht lohnen. Eine Alternative wäre ein Automat, bislang schrecken die Kosten in Höhe von 15.000 Euro Axel Marquardt ab, „aber die Option ist noch im Hinterkopf“.

Die meisten Kunden sind Stammkunden, auch Freunde und Nachbarn, die wissen wollen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Am Wochenende kaufen auch schon mal Radtouristen. „Das ist das Schöne am Hofladen, man unterstützt die heimischen Landwirte, und es ist noch einfacher, unverpackt einzukaufen“, erklärt Christin Marquardt. Der Umsatz ist am Monatsanfang besser als am Ende. Das könnte damit zu tun haben, dass die Freilandeier teurer sind als die aus dem Supermarkt. „Die mobilen Ställe müssen umgesetzt werden und von den 1.000 Hühnern fallen doch jedes Jahr etliche den Habichten und Füchsen zum Opfer“, sagt Axel Marquardt, „das muss im Preis einkalkuliert werden“.

Ende 2020 schafften sich Marquardts die Freilandhühner an, um den Nebenerwerbsbetrieb professioneller aufzustellen. Seit Frühling 2021 steht der Hofladen, vorher gab es die bekannte „Kartoffelkiste an der Straße“. Schüttenbuers Hoff verkauft seine Produkte ebenfalls auf Wochenmärkten, dort lohnt sich auch der Verkauf von Käse, im Hofladen ging das gar nicht, „da fehlte offenbar die Beratung“, meint Axel Marquardt. Möglicherweise sei aber auch die Klientel auf Wochenmärkten eine andere.

Anke Bombock vom Baumbachhof.

Hofläden haben Tradition
Noch spezieller ist der Hofladen des Galloway-Ökobetriebs „Baumbachhof“ von Michael Bombeck in Kallenbrock (Wrestedt). 1983 fing alles mit drei Rindern an, mittlerweile leben rund 80 Galloways auf dem Nebenerwerbshof. Zweimal im Jahr werden insgesamt etwa 20 Tiere geschlachtet, aber erst, wenn der größte Teil des Fleisches Abnehmer gefunden hat. Die Kunden werden per E-Mail auf den nächsten Schlachttermin hingewiesen und schicken ihre Bestellungen, erklärt Anke Bombeck. Die Galloways werden auf der Weide erschossen, der Weideschuss erspart ihnen den Stress von Transport und Schlachthof, geschlachtet wird in Bad Bevensen.

Das Fleisch wird bei Abnahmemengen ab 5 kg auch verschickt, das meiste wird aber im Hofladen verkauft, der zu den Abholterminen an acht Samstagen im Jahr öffnet. Wegen Corona kamen die Kunden zuletzt jeweils im 10-Minuten-Takt, holten ihre Ware und gingen wieder. Davor hatte die Landwirtin immer selbst gebackenen Kuchen und eine Tasse Kaffee parat, sie vermisst den „Schnack mit den Kunden“. Ein kleiner Ersatz sind die Übernachtungen von Campern mit dem Programm „Landvergnügen“ – eine Nacht dürfen Camper umsonst auf Bauernhöfen stehen, dafür werden sie angehalten, in den jeweiligen Hofläden zu kaufen. 120 Übernachtungen verzeichnete der Hof im vergangenen Jahr.

Bombecks haben auch dafür ihr Hofladen-Sortiment etwas aufgestockt. Neben dem noch nicht verkauften tiefgekühlten Fleisch gibt es Kartoffeln, Kräutersalz, -sirup und -tees sowie Honig und Wein, alles biozertifiziert. „Mit dem Weideschuss und dem besonderen Galloway-Fleisch haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, freut sich Anke Bombeck. Corona hat das Interesse der Verbraucher erhöht: „Die Leute machen sich Gedanken darüber, wo ihre Lebensmittel herkommen. Manche essen jetzt weniger Fleisch, dafür wissen sie, wie es produziert wurde.“

Axel und Christin Marquardt, Schüttenbuers Hoff.
Axel und Christin Marquardt, Schüttenbuers Hoff.

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