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Der Schreibtisch von …

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Foto Kathrin Marie Arlt

Simona Staehr

Laut Wikipedia ist ein Schreibtisch definiert als „ein Möbelstück für Schreib- und Büroarbeiten mit Schubladen und Fächern für die Aufbewahrung von Papier, Akten oder Schreibutensilien.“ Simona Staehrs Schreibtisch wäre demnach kein echter Schreibtisch. Keine Schubladen. Keine Fächer. Keine Akten. Papier – viel. Schreibutensilien – einige. Also ein bisschen Schreibtisch, laut Definition. Und doch viel mehr.

Der Schreibtisch ist zugleich Esstisch, ist Treffpunkt, ist eigentlich ein uralter, mit der Zeit stilvoll shabby-stylish gealterter, runder Klapptisch, dessen Oberfläche dank einer ebenfalls runden Glasplatte an Raum und damit an Ablagefläche gewonnen hat. Simona Staehr sitzt entspannt auf einem der hellen Stühle, die einladend drumherum gruppiert sind: „Eigentlich ist mein Schreibtisch auch dort, da drüben oder da“. Sie weist auf den einladenden grünen Sessel in der Zimmerecke, auf ein Stehpult, dann auf das helle Sofa direkt unter dem Fenster.

Erstaunlich. Bei einer Lehrerin und zugleich Vorsitzenden des Bundes Bildender Künstlerinnen und Künstler (bbk), Bezirksgruppe Uelzen, wäre vielleicht eher ein klar definierter, großer Schreibtisch mit vielen Schubladen, Ablagekörben und Fächern zu erwarten gewesen. Allerdings: Diese Leichtigkeit und Flexibilität des mitunter wechselnden Arbeitsplatzes passt doch sehr gut zu dem Menschen Simona Staehr. Aus gutem Grund: „Ich verändere gerne die Perspektive, den Blickwinkel, bewege mich. Auch das Licht spielt für das, was ich gerade vor mir habe, eine große Rolle“. Und arbeiten lässt sich auf diese umtriebige Art offenbar ganz prima. Einige Indizien deuten auf jüngste Aktivitäten hin. Auf der Glasplatte stehen Kerzenhalter, liegt Tesafilm, finden sich Stapel mit Klausuren, die es zu korrigieren gilt, selbst gestaltete Postkarten, Stifte, Smartphone und natürlich ein Teebecher. Einzelne Aufgaben werden dann mal hier und mal dort erledigt. „Einige Arbeiten gelingen besser am Tisch. Hier bin ich oft sehr früh morgens und plane oder korrigiere Arbeiten. Ich bin ein Morgenmensch und schaffe in den ersten Stunden des Tages schon ziemlich viel“. Das klingt weniger nach Disziplin als vielmehr nach Leichtfüßigkeit. „Ich freue mich, etwas zu schaffen. Da gehört Disziplin dazu. Aber ich arbeite mit schönen Pausen. Ein Zusammenspiel aus Pflicht und Kür – dann ist das wirklich leicht für mich“.

Zusammenspiel ist ein Begriff, der ganz gut ihre Arbeit für und mit dem bbk charakterisieren dürfte. Seit März ist Staehr 1. Vorsitzende der Vereinigung, die es als ein Ziel betrachtet, aktuelle Kunst sichtbar zu machen. Eine Aufgabe, die fordert – aber auch Spaß macht. „Wir sind ein gutes Team. Und Kooperationen sind wichtig und möglich. Es ist einfach so viel schon da in der Region: tolle Initiativen, kreative Menschen – damit lässt sich einiges weiterentwickeln und Neues schaffen. Was uns vereint sind die Kunst und Kultur.“ Neues – davor scheut sie sich nicht im Geringsten. „Man sollte sich immer wieder ganz rudimentären Anfängen stellen. Das ist auch mal schambehaftet“. Schmunzelnd verrät sie, dass sie seit kurzem Saxophonunterricht nehme. Der helle, offene Raum, in dem sich all die „Schreibtische“ finden, wirkt freundlich. An den Wänden sind viele Bilder zu sehen, kleine und große, die Simona Staehr gemalt, genäht, gestaltet hat. Kreativität und Lust an der Gestaltung sind spürbar. Die gelernte Steinmetzin, Bildhauerin, Grafikerin und Künstlerin hat diese Vielfalt sympathisch geordnet. Sie lacht. „Es gibt auch schon mal Chaos hier“. Mit einer Geste weist sie über den Boden und in Richtung ihrer Malecke: „Aber meistens entsteht daraus ja Kreativität. Genauso, wie auch aus Muße. Denn manchmal ist das Ende von Langeweile eine richtig gute Idee“.

3 Fragen an Simona Staehr
Was darf auf meinem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Der Tee. Für mich ist das ein Ritual.
Mein Schreibtisch ist für mich…
… überall. Der „Standort“ wechselt bei mir mit den
Aufgaben.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Was müsste auf
meinem Schreibtisch zu finden sein?
Ich würde mir einen mindestens fünf Meter langen
Schreibtisch wünschen. Was da drauf alles stattfinden
könnte…. Und am liebsten mit unterschiedlichen Stühlen.

[Kathrin Marie Arlt]

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