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Dahin schauen, wo’s wehtut

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Brigitte Schulz ist diesjährige Gewinnerin des LORE-Preises­

Wenn Brigitte Schulz über die ihr zugedachte Auszeichnung spricht, ist ihr die Rührung anzumerken. „Als ich angefangen habe, da war das für einige Leute so: „Jaja, jetzt knipst sie ein bisschen. Die ist halt krank. Soll sie mal machen.‘ Es wurde nicht ernst genommen. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert. Aber, dass jetzt jemand Neutrales kommt und das dermaßen wertschätzt, das hat uns alle sprachlos gemacht.“ „Uns alle“, das meint das Team rund und die Emofotologie. Auch wenn sie selbst als Person es ist, die den Preis gewonnen hat, findet Brigitte Schulz es wichtig, zu betonen, dass eine ganze Reihe von Mitstreitenden hinter dem Projekt steht, neben Assistentin Ronja Junk, Makeup- und Requisiten-Zauberin Anke Brinckmann (alias Fräulein Schminke) und Praktikantin Faro Nasri, etwa auch „Der Paritätische“, unter dessen Dach sie sich gut aufgehoben fühlt. Überhaupt redet Brigitte Schulz viel lieber über andere als über sich selbst. Und sie spricht mit Leidenschaft über neue Ideen, von denen es irgendwo ein unerschöpfliches Reservoir zu geben scheint.

Die Idee, für die Brigitte Schulz gerade mit dem LORE-Preis geehrt wird, die Emofotologie, ist eine Form der Selbsthilfe, die sie selbst entwickelt hat. „Wir machen hier kreative Inklusion. Und Fotografie ist sowas wie das Lockmittel, der Blickfang – die und unser Therapie-Frops Pfiffigenie.“ Den Ursprung der besonderen Art des Fotoshootings erklärt Brigitte Schulz, selbst unter anderem Schmerz-Patientin, folgendermaßen: „Es ist schwierig, wenn du eine unsichtbare Krankheit hast, das zu erklären. Ich habe auch keine Lust, das dauernd zu müssen. Irgendwann haben wir dann überlegt: ‚Kann man das nicht ins Bild bringen?‘.“ Sie konnte. Mittlerweile haben sich Fokus und Spielarten des sozialen Projekts schon deutlich ausgeweitet – und das Interesse daran reißt nicht ab.

Bevor sich die Emofotologie-Crew aber wieder in die neuen Fotoprojekte stürzt, soll zuerst das neue Stadtatelier in der „Kleinen Mühlenstraße“ 7 fertig bezogen werden. Das bietet, ob seiner Größe und Barrierefreiheit, eine Myriade neuer Möglichkeiten. Andere soziale Projekte sollen, etwa als Gäste, die Räume nutzen dürfen. Seminare soll es geben, Workshops, und, und, und. „Jeder kann hier reinkommen, einfach so. Jeder kann mitmachen, oder hier sitzen und seinen Senf dazugeben, oder Zeitung lesen, nur eben einfach nicht alleine sein.“ Das Konzept des Ateliers scheint längst aufzugehen, die Menge der Mitstreiter*innen wächst stetig, konstatiert Brigitte Schulz begeistert. In die Mietzahlungen für diese Räumlichkeiten wird auch das LORE-Preisgeld wandern. „Ich steck auch mein ganzes privates Geld hier rein“, betont Brigitte Schulz, die ihre Emofotologie ehrenamtlich betreibt. „Darum hoffe ich, dass der Preis nochmal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gibt, sodass ich vielleicht noch ein paar Sponsoren und Unterstützer finde.“

[Katharina Hartwig]

Das Kernteam um Brigitte Schulz (u.l.): Ronja Junk (u. r.), Anke ­Brinckmann (o. r.) und Faro Nasri (o. M.). Gabriele Witt (o. l.) vom „Paritätischen Uelzen“ sorgte dafür, dass das Atelier in der „Kleinen Mühlenstraße“ unterkam.

Der LORE-Preis
ist mit 2.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vom „Soroptimist International Club Uelzen“ verliehen. Er soll Frauen ehren, die sich in der Region auf innovative und nachhaltige Weise rund um Themen wie Gleichstellung und soziale Integration verdient gemacht haben.
„Das trifft absolut auf Brigitte Schulz zu! Wir haben uns für sie entschieden, weil sie mit ihrer Emofotologie Menschen mit Handicap als sehenswerte Persönlichkeiten in Szene setzt – Menschen, die vielleicht erkrankt sind, sozial geschwächt sind, beruflich, gesellschaftlich nicht integriert und auch sich selber vielleicht gar nicht als sehenswert empfinden. Was sie da leistet, ist ein unglaublich toller Beitrag zur Integration.“ – Almke Matzker-Steiner, Club-Präsidentin