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Bio-Kräutertee aus Eimke

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Von Blumen zu Kräutern zu Tee

Am Ortsrand von Eimke gibt es ein Feld, das aussieht, als würden hier Versuchspflanzen angebaut: Maximal fünf Reihen pro Sorte auf zwei Hektar Fläche. Mitte März sind die meisten Pflanzen noch klein, lediglich der Lavendel ist für Nicht-Pflanzenexperten eindeutig zu erkennen. Hier zieht Verena Ostermann Kräuter für ihre Teemanufaktur „Heide-Kräuter“. Dabei sind sie und ihr Mann Jörg-Wilhelm eigentlich Kaffeetrinker. „Tee war nicht so richtig geplant, jetzt gehe ich aber mit Leib und Seele darin auf!“, lacht die gelernte Floristin. Sie besuchte vor ein paar Jahren aus Interesse eine Heilpflanzenschule und beschloss 2017, ihre Stelle aufzugeben und es mit Kräuteranbau zu versuchen: „Ich wollte schon immer etwas Eigenes.“ Ihr Mann, ein Landwirt, gab ihr dafür 2 Hektar von seinem Acker ab. Aktuell baut Verena Ostermann 35 verschiedene Kräuter an, seit 2019 ist ihr Betrieb mit dem Bioland-Siegel zertifiziert. Die Tees sind Eigenkreationen. „Ich habe gemischt, wovon ich dachte, dass es zusammenpasst“, erzählt sie. „Eigentlich kann man nicht viel falsch machen“, erklärt ihr Mann, „es ist eben Geschmackssache. Man sollte aber nicht alles zusammenrühren, sondern Schlaglichter werfen.“ Mit der Zeit sind sie Teeliebhaber geworden. „Das hat sich so entwickelt“, bestätigen beide.
In die Teemischungen kommt nur, was vor Ort wächst, das ist der Anspruch. Ingwer wurde deshalb durch Oregano ersetzt, der eine ähnliche Schärfe hat. Das exotischste Kraut, das in Eimke angebaut wird, ist die nicht winterharte Zitronenverbene. Bei Frost werden die Reihen abgedeckt. „Jetzt halten die Pflanzen schon zwei Jahre“, freut sich das Paar. Neben eher ungewöhnlichen Sorten wie Ysop und Hanf gibt es hier auch Kräuter, die man eher im Tee vermutet: Pfefferminze, Brennnessel und Johanniskraut. Kamille fehlt allerdings – sie entwickelte sich bislang nicht so gut. Die Trockenheit in den letzten Jahren hat den Pflanzen nicht viel ausgemacht, besonders nicht den mediterranen Sorten wie Salbei, Thymian oder Oregano. „Nässe und Kälte im Frühjahr hingegen sind schlecht, dann wächst das Unkraut schneller als die Kräuter“, erklärt die Fachfrau. Das Ehepaar hat auch Tipps für Hobbygärtner, die ihren eigenen Tee anbauen wollen: Viele Minzsorten gedeihen in unseren Breitengraden, wer hübsche Blüten möchte, kann zu Goldnessel und Drachenkopf greifen, die auch Nahrung für Insekten bieten.
In ihrem Heilpflanzenschaugarten probiert Verena Ostermann neue Sorten aus, was hier gut wächst, kommt aufs Feld. In diesem Jahr sind das Bockshornklee, Anis, Orangenminze und Tulsi – eine besondere Basilikumsorte. Unkraut jäten, ernten – alles macht sie per Hand, lediglich beim Gießen kommt ein Schlepper zum Einsatz. „Den Qualitätsunterschied der Handernte merkt man“, sagt sie. Die Experimentierfreudigkeit seiner Frau steckt Jörg-Wilhelm Ostermann an: Er hat eine Kräutermischung für Bratwürste entwickelt, das Fleisch liefern Rinder vom eigenen Hof. Außerdem will er Anis und Hanf anbauen, auch Ölpflanzen kommen jetzt auf „seine“ Felder. Die „Heide-Kräuter“ bieten neben Tee nämlich auch Kräutersalze, Öle und Sirup an. Die Produkte bekommt man in Bioläden oder auch freitags nachmittags direkt vor Ort in Eimke. Seit fünf Jahren gibt es die „Heide-Kräuter“, im vergangenen Jahr zog der Verkauf an. „So langsam rentiert sich der Einsatz“, freut sich Verena Ostermann, „diese Teemanufaktur ist das Beste, was mir passiert ist.“

[Sascha Fobbe]
(Titelfoto: Achterdeck)