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Schillernder „Aquamarin“

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Musikalisches Quintett beim dritten Sommerkonzert in St. Marien

Den Namen gaben sich die fünf Musiker:innen nach diesem wunderbar hellblauen Silikat-Mineral: Aquamarin. Und so wie dieser Stein alles Blau in sich zu vereinen vermag, so bündelten Karin (Sopran/Querflöte) und Peter Malangré (Violine/Viola), Ursula Reitberger (Violine), Sabine Winkler (Viola) und Sabine Tormann (Violoncello) vielfältige Klangfarben und überraschende Mischungen in ihrer Kammermusik, die im dritten St.-Marien-Sommerkonzert erklang. Den Zeitrahmen spannten die Hamburger Gäste dabei zwischen Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Alberto Ginastera und Elvis Costello; 200 Jahre Musikgeschichte.

Elvis Costello (*1954) ist ein Musiker mit Meinung und Standpunkt: So spielte er für die Opfer des Hurricans „Katrina“ ein Benefizkonzert, sagte aber zwei Auftritte aus Protest  gegen die Siedlungspolitik Israels und aus propalästinensischer Solidarität in Tel Awiv ab. Dass er es auch romantisch kann, obendrein eine Melange zwischen Klassik, Pop und Jazz beherrscht, davon zeugen seine „Juliet Letters“. Die waren ein Studioalbum aus dem Jahr 1993, also noch vor der US-amerikanischen Filmkomödie „Briefe an Julia“. An Romeos Julia wohlgemerkt, diese unsterbliche Geliebte, wegen der Touristen nach Verona reisen, um auf ihrem Grab oder unterm „die Lerche war‘s und nicht die Nachtigall“-Balkon Briefe abzulegen… Costello sprengt in seiner Musik Genregrenzen, die Auszüge aus dem Album für Sopran und Streichquartett waren ein Klangrauschen, musiziert mit unbedingter Hingabe.

Das Flötenquartett D-Dur versprach dagegen Happyend: Ein munter aufgeräumtes Allegro, ein nicht zu trauriges, getragenes Adagio, das nahtlos in ein tirilierendes Rondo übergeht. Karin Malangrés Flöte war ein nie aufdringliches Soloinstrument. Ihre Streicher-Partner:innen begleiteten sprudelnd und aufgekratzt.

Für Karin Malangré war es ein Mammutprogramm; erst die Flötensoli, dann auch noch der Gesangspart. Zunächst bei Costello, dann bei Schuberts „Winterreise“. Ihre Stimme geriet bei den dramatischeren Passagen an ihre Grenzen. Dafür reichte dann die Durchschlagskraft ihres sonst sehr hörenswerten und wunderbar timbrierten Soprans  nicht.  Am Schluss erklangen „Impressiones de la puna“ für Flöte und Streichquartett von Ginastera (1916 bis 1983). „Puna“ – diese Landschaft auf 4000 bis 4800 Höhenmetern in den Anden ist etwas Besonderes. So versuchte die Musik Kontemplation und Fröhlichkeit gleichermaßen, am Ende mit dem Pizzicato der Streicher und einem flotten Achteltakt.

Die Konzertstunde war eine Melange aus inständig Bedrängendem, Rührendem, aber auch Heiter-Sinnlichem, das die fünf Akteure in einem schönen Zusammenspiel zu realisieren wussten. Rund 180 Gäste hatten sich in St. Marien eingefunden, natürlich viele Malangré-Fans. Dementsprechend war der Schlussapplaus sehr herzlich.

Weiter geht die Reihe am Samstag, 26. Juli 2025. Dann reist die Knabenkantorei aus Lübeck an. Ihre Leiterin Merle Hillmer, einst Orgelschülerin von Erik Matz, versprach auf Anfrage ein „bunt gemischtes Programm aus verschiedenen Ländern und Kompositionen“.

Barbara Kaiser – 20. Juli 2025

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