It’s Tru[mann]
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Foto: Jürgen Trumann
Pappenheimer
Das ist kein Pappenstiel“, mahnte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Anfang des Jahres hinsichtlich des Versprechens einiger Parteien, für Steuerentlastungen in Milliardenhöhe zu sorgen. „Das glaubst du doch selber nicht“, erinnere ich die Empörung meiner Mutter – obzwar in anderem Zusammenhang. „Ach, sag nicht: Der lügt. Er lebt vielleicht nur Illusionen und redet so, wie es sich fügt, in Wahriationen“, suchte ich vor Jahren in einem Gedicht bei „Kapitalversprechern“ dieser und anderer Art für mildernde Umstände zu plädieren. Trumann wäre nicht Tru[mann], wenn er den Dingen nicht auf den Grund, an die Wortzel, ginge. Ein Pappenstiel ist nicht von Pappe. Pappen- oder Papenblome – niederdeutsch für Pfaffenblume – meinte den kahlen Kopf der Pusteblume, der an den eines Mönchs oder Pfarrers, eines Pfaffen, erinnert. Die Gemeinde Pfaffenhofen bei Heilbronn hat so eine Tonsur in ihrem Wappen.
Zwei derzeitige Kanzlerkandidaten sind mit ihrer Frisur nah dran an solchem Cut, die Parteien aber wohl weit weg von realistischen Versprechen. Papp- und Blumenstiele sind übrigens von ähnlich geringem Wert. Papperlapapp? „Die Botschaft hör´ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, legte Goethe seinem „Faust“ die Skepsis etwas nachdenklich in den Mund – aber auf die christliche Osterbotschaft bezogen. „Prüft alles und behaltet das Gute“, wie es laut Losung für 2025 der Christenheit nahegelegt wird, mag sich mühsam gestalten, wenn man die Bibel, der das Zitat entstammt, für ein Märchenbuch hält, ein Nachschlagewerk, ob digital oder analog, als „Lügsikon“ abtut und nichts Gutes mehr glaubt und erwartet. „Man weiß ja, wo es herkommt…“ „Man kennt ja seine Pappenheimer“. Das mag hier und da zutreffen – aber kennt „man“ auch die Herkunft und den Bedeutungswandel dieser Redensart? „Daran erkenn´ ich meine Pappenheimer“, ließ Friedrich Schiller den „Wallenstein“ anerkennend sagen, froh, dass jene sich nicht auf Gerüchte über ihn verließen, sondern, „Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben“, sich bei ihm, dem Betreffenden selbst, vergewisserten. „Wer sucht, der findet“, kann ich sicher sagen: verlegte Brillen und verschüttete Wahrheiten. Ich wünsche mir und Ihnen, meine Pappenheimer und Uhlenköper, zunächst Mut zum Griff an die eigene Nase, sodann eine feine Nase, aber auch Besonnenheit und Wohlwollen, im Umgang mit Pappnasen, Nachrichten und im Miteinander.