Seite lädt...

Feuilleton News

Leuchtende Chorsätze

teilen

Gastspiel der Lübecker Knabenkantorei im 4. St.-Marien-Sommerkonzert

Kantor Erik Matz vermutete fünf Gründe, dass sich die Zuhörer so zahlreich im vierten Sommerkonzert in Uelzens Hauptkirche eingefunden hatten: „Es kann sein, dass Sie diese Reihe mögen“, vermutete er, „oder Chormusik lieben. Dass Sie Merle Hillmer wiedersehen wollen oder die Knabenkantorei Lübeck erleben möchten.“ Der trivialste Grund: Das Glas Wein auf der Eintrittskarte am Ende des Konzerts, wird es hoffentlich nicht gewesen sein. Sei’s drum. Mit der Lübecker Knabenkantorei unter der Leitung von Merle Hillmer, aufgewachsen in Uelzen und Orgelschülerin von Erik Matz, war ein Ensemble zu Gast, das zum allgemeinen Entzücken der 230 Zuhörer:innen zu musizieren wusste.

„Sie erwartet ein buntes Programm“, moderierte Merle Hillmer die Konzertstunde an. Die junge Frau, die im September erst 28 Jahre alt wird, hat bereits ein erstaunliches Studien- und Arbeitspensum hinter sich. Und die Qualität, die der ihr anvertraute Chor bot, ließ aufhorchen und ausschließlich staunen. So sangen sich die rund drei Dutzend Sänger im Alter zwischen neun und 19 Jahren durch ein Repertoire aus England, Schweden, Litauen, Südafrika, Frankreich, Italien und Deutschland. Die Noten spannten den Bogen zwischen barocker sakraler Musikliteratur, romantisch-weltlichen Liedern und zeitgenössischen Klängen. Zwischen Bach und Palestrina, Mendelssohn-Bartholdy und Ralph Vaughan Williams und Traditionals.

Der Chor sang geradlinig und anmutig. Ohne forcierte Höhen oder unscharfe Textmodulation – im Gegenteil: Der Text kam in der letzten Reihe an! – waren da nur Leichtigkeit und Charme. Die sauber intonierten mehrstimmigen Chorsätze leuchteten hell, ließen die Partituren erstrahlen. Die Jungen und jungen Männer formten atmosphärische Glanzstücke und besaßen eine imponierende Kondition bis zum letzten Seufzer. Auch wenn zwei Orgelsoli von Erik Matz den Stimmen eine kurze Pause gönnten, in denen ein außerordentlich disziplinierter Ab- und Auftritt zu beobachten war.

Merle Hillmer führte den Chor souverän. Sie dirigierte sprechend, freundlich, aber energisch; und die Sänger folgten jedem Wink. Es war ein stimmgewaltiges Erlebnis mit schönen Soloparts durch alle Stimmlagen. Der warm-pulsierende Klang fuhr nicht erst beim Abgesang des „Sur le pont d’avignon“, dem Volkslied über die berühmte Brücke  dieser französischen Stadt, in die Glieder des Publikums. Der Schlussapplaus war begeistert.

Im fünften Sommerkonzert, am Samstag, 2. August 2025, 16.45 Uhr, ist wieder einmal Daniel Schmahl mit Trompete und Flügelhorn zu Gast. An der Orgel: Matthias Zeller. Sie erzählen über einen „Midsommardröm“ – einen Sommernachtstraum. Wahrscheinlich ohne Shakespeare.

Barbara Kaiser – 27. Juli 2925

Initia Medien und Verlag UG