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Den Trollen und Elfen aufgespielt

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Daniel Schmahl und Matthias Zeller zu Gast im 5. St.-Marien-Sommerkonzert

Es ging nordisch zu im fünften St.-Marien-Sommerkonzert. Wer hegte denn nicht eine stille Bewunderung für die Wikinger? Und wer schon einmal an der Schärenküste  Skandinaviens entlang schipperte, wird dieses Naturerlebnis nicht vergessen. Aber natürlich haben die Menschen dort eine Menge mehr zu bieten als imposante Natur. Einen Feenbeauftragten beispielsweise. Obgleich der Großteil der Isländer nicht zugeben möchte an Elfen zu glauben, verleugnen werde sie die Wesen nicht. Auch und besonders bei Bauprojekten räumt man den Elfen ein Mitspracherecht ein, Flächen werden als „Places of Natural Spirits“ ausgewiesen, die Behörden haben sich bei Bebauungsplänen daran zu halten. Man stelle sich das hierzulande vor…

Im St.-Marien-Konzert ging es auch um diese zauberhaften Wesen und ihre männlichen Pendants, die Trolle. Daniel Schmahl bekennt seine Liebe zu Skandinavien – und so entstand dieses Programm „Midsommardröm“, Sommernachtstraum. Auf dem Programmzettel standen Traditionals und Edvard Grieg, der Melodiensammler Oskar Lindberg, an dessen aufgeschriebener Hymne über die Hirten, Schafe und unendlichen Wiesen auch die Popgruppe Abba nicht vorbeikam. Der Isländer Olafur Arnal (*1986) und der Hamburger – das war der südlichste Vertreter – Nils Frahm (* 1982) steuerten Partituren bei.

Tempo, Klarheit und Durchsichtigkeit bestimmten das Musizieren der beiden Instrumentalisten. Konsequente Energie gab den Darbietungen Glanz. Da gelang Lyrisches wie Monumentales. Freches auch, wenn zu Edvard Grieg und „Solveigs Traum“ Anitas Tanz kombiniert wird und das „Als ich fortging“ der DDR-Rockgruppe „Karussell“ aus dem Jahr 1987. Der Sänger Dirk Michaelis machte den Text von Gisela Steineckert zu einem Hit, der unter die Haut geht bis heute. Es ist Erlebnis, den Instrumentalisten zuzuhören.

Matthias Zeller ist williger wie sensibler Begleiter, seine Solo-Parts waren rasante, fingerflinke Stücke („Nordische Fantasie-Improvisation für Orgel, Trolle und Feen“), die staunen machen und ein Riesenspaß sind. Wie er da ein Stückchen Tschaikowskische Zuckerfee aus dem Nussknacker beimischt beispielsweise. – Die Konzertbesucher, es waren ca. 140, machten die Bekanntschaft mit dem samischen Blasinstrument, einem Didjeridoo nicht unähnlich, und lauschten Darbietungen voller melancholischer Tiefe. Es war ein Konzert voller Bilder in gefühlvoller Beseeltheit. Das achtsam ausbalancierte Miteinander der zwei Instrumentalisten blieb leichtfüßig und erfrischend. Vielleicht zerredetet die Moderation durch Schmahl die Stimmung ein wenig; hier wären weniger Worte mehr gewesen. Auch meine ich, dass die bläserischen Ansätze und der Ton des Trompeters schon weicher daherkamen. Schlusspunkt war „Hammers“, ein Lied von Nils Frahm. Eindeutig wilderte der Komponist hier in der Toccata der Suite Gothique von Léon Boëllmann! Aber schön war`s trotzdem.

In einer Woche, am Samstag, 09. August 2025, sitzt Kantor Erik Matz selber an der Orgel. Er bringt die „Klangfülle Norddeutschlands“ mit. Zwischen Dietrich Buxtehude und Johannes Brahms?

Barbara Kaiser – 03. August 2025

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