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Posaunist Janning Trumann aus Barum erhält den Deutschen Jazzpreis

Es ist 17 Jahre her, dass ich bei Janning Trumann zu Gast sein durfte. Damals war er gerade auf dem Sprung zum Jungstudenten-Dasein, und sein Lehrer, Matthias Torp von der KGS Bad Bevensen, war schon voll des Lobes. In den Jahren seit 2007 habe ich Janning Trumann nicht mehr wiedergesehen, nur seinen Namen las ich in einer überregionalen Tageszeitung im Zusammenhang mit einen Jazzfestival in Köln, für das er den Hut aufhatte und im Interview begeistert von den Zusammenkünften mit seinen Musikerkollegen sprach. Jetzt hat der Ausnahmemusiker – darf man das Wort benutzen? – den Deutschen Jazzpreis erhalten. Mit 33 Jahren. Das ist wahrscheinlich große Ehre, unerwarteter Ansporn und vielleicht auch ein klein wenig Bürde gleichermaßen. Glückwünsche gelten dem Ausgezeichneten – aber auch allen Menschen, die ihn früh förderten. Hier soll noch einmal das Porträt stehen, das im Jahr 2007 entstand:

Janning Trumann in 2007 (Foto: Barbara Kaiser)

Janning Trumann, der Schüler der KGS Bad Bevensen, kann ungeheuer schnell reden. Er sprudelt über, erzählt und schätzt ein. Dabei ist er gar keiner vom Stamme der Zappelphilippe, sondern ein ruhiger großer Junge mit Pilzkopffrisur, der sich vielleicht an seiner Posaune am wohlsten fühlt. Und Janning Trumann ist etwas Besonderes. Vielleicht würde er es von sich weisen, aber wenn sein Lehrer und Bigband-Leiter, Matthias Torp, sagt: „Was Janning geschafft hat ist so, als dürfte ein 16-Jähriger bei Sir Simon Rattle das Dirigieren lernen.“, dann macht diese Aussage aufmerken. Janning wird ab Herbst zu den Jungstudenten an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg gehören, in zwei Jahren das Abitur ablegen und daneben in fünf namhaften Orchestern, darunter das Landesjugendjazzorchester Niedersachsen, und einigen kleinen Bands Musik machen. Was für ein Pensum!
Wie wird man Jungstudent? Der Barumer kam mit fünf Jahren in die Schule und begann in diesem Alter mit dem Geigenspiel. Alle in der Familie spielen ein oder mehrere Instrumente. „Nur Papa ist unmusikalisch und bleibt der Zuhörer“, lacht der Junge. Allerdings um sofort zu relativieren, dass er natürlich auch von ihm jede Unterstützung erhalten habe. Wie oft der Vater den Sohn vom Zug aus Hamburg oder Hannover abgeholt oder ihn zu Auftritten gefahren hat, ist wahrscheinlich nicht zu zählen.

Janning Trumann in der Schulbigband (Foto: Barbara Kaiser)

In der Orientierungsstufe mit neun Jahren beginnt Janning in einer Bläserklasse. Matthias Torp erinnert sich, dass bereits der Sechstklässler in der Bigband mitmachen durfte: „Er spielte die Posaune wie bisher noch niemand.“ Mit 15 nimmt der begabte Musiker an einem Workshop in Verden teil. Dort wird er gefragt, ob er denn Lust habe, der Uni-Bigband Hamburg Unterstützung zu geben. Er hat. Als er bei solch einem Spiel in der Hansestadt auf den bekannten schwedischen Posaunisten Nils Landgren, der gerade an der Hochschule zum Professor berufen wird, trifft, fragt er ihn, ob er bei ihm Unterricht bekäme. Er bekommt. Es seien zwar nicht so viele Stunden gewesen, aber manchmal habe er zwei oder drei am Stück bei Landgren gespielt und ungeheuer davon profitiert. So kam es letztlich zur Bewerbung für einen Jungstudentenplatz. „Es gab im Fach Posaune viele Bewerbungen, mich haben sie genommen“, sagt der zukünftige Musikstudent nicht ohne Stolz. Seine Eigenkomposition, die er für die Bewerbung auch zu arrangieren hatte, trug den Titel „Between heaven and hell“, zwischen Himmel und Hölle.  Janning Trumann wird sich so hin und her gerissen nicht fühlen; er scheint einer, der – in aller Bescheidenheit – genau weiß, welchen Weg er gehen möchte.
Ob er auch Musik studieren kann, entscheidet er in zwei Jahren. Mit der Erfahrung Hochschule und dem Abitur in der Tasche. Es ist ihm zuzutrauen, dass er sich nicht überschätzen wird. Wenn es für den Profi-Jazz-Musiker nicht reicht, denkt er an eine technische Studienrichtung, denn Mathe und Physik sind seine Lieblingsfächer neben der Musik. So organisiert dieser sympathische Junge, der mittlere von drei musikalischen Brüdern, seinen Tag zwischen Schule, Band-Auftritten, Freunden und Familie. Denn am Wochenende „versuche ich, zu Hause zu sein und viel mit Freunden zu machen. Man muss aufpassen, dass man die behält.“ Tischtennis spielt Janning auch noch und für Politik interessiert er sich. Eine Freundin hat er ebenso. Und um noch einmal Matthias Torp zu Wort kommen zu lassen, der sich freut, dass Schulunterricht solche Ergebnisse zeitigen kann: „Ich weiß von keinem aus der Region, der solch eine Gelegenheit hatte wie Janning.“ Drücken wir die Daumen, dass der Jungstudent das Beste daraus zu machen weiß.

Und wie sich 17 Jahre später herausgestellt hat, hat dieser Jungstudent es zum erfolgreichen Musiker, Hochschullehrer und Kulturorganisator gebracht. Er spielt erfolgreich in verschiedenen Formationen. Seiner Heimat Barum ist er trotzdem treu geblieben, denn das ausgezeichnete Album wurde in der Kirche des Ortes aufgenommen. Herzlichen Glückwunsch!

Barbara Kaiser – 06. Juni 2024

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