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Es muss nicht immer Beethoven sein!

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Stegreif-Orchester beim Konzert des Symphonischen Rings 2025

Foto: Barbara Kaiser

Den Auftakt zum Symphonischen Ring füllte das Stegreif-Orchester mit ungewöhnlichen Noten

Der Schlussapplaus war eigentlich einhellig, obgleich man während der 70 Minten Konzert nicht immer das Gefühl haben konnte, dass die sichtbare Spielfreude der 16 jungen Musiker:innen stets ihren Reflex im Publikum fand. Das Finale jedenfalls war ein großer Radau – irish-like vielleicht – in dem noch einmal alle ihr unglaubliches Können, dieses bewundernswerte Miteinander, die ideenreichen Arrangements und eine Darbietung ganz ohne Effekthascherei ausstellen durften. Das Stegreif-Orchester war zu Gast im Symphonischen Ring. Und der war mal ein ganz anderer.

Die Musik tropfte leise aus dem hinteren Theatersaal herein: Streicher, Holz und Blech (mit Posaune), Gitarre. Der Drummer fand seinen Platz auf der Bühne zuerst – eine muntere Melodie ertönte, erst einmal ohne Wiedererkennungswert; ein Interagieren zwischen Posaune und Streichern, Katzenmusik nicht unähnlich. Aus dem Schlussakkord erhob sich ein Cellosolo, das ans Herz rührte um sich dann, wieder kollektiv, zu einer Ahnung von „Der Mond ist aufgegangen“ zu entwickeln. Danach werfen die Streicher der Oboe das Thema zu und am Ende darf die Trompete die wunderbaren Noten dieses Abendliedes spielen. Gerahmt von Posaune, Flöte, Oboe und Bassklarinette. – So also geht „Stegreif-Orchester“!

Das Ensemble blieb nichts schuldig, was Musik lebendig macht. Leichthin ordnend und prägnant ausmalend, wurde hier mit bezwingender Souveränität musiziert. Sich gegenseitig anspornend zu einem innigen, fein abgestimmten Zusammenspiel, rhythmischen Akzenten, Abstufungen der Lautstärke und Tempiänderungen – alles absolut synchron. Die Musiker:innen tanzten auf dem Grat zwischen Ausgelassenheit, schräger Fröhlichkeit und akustischer Zumutung. Aber sie hatten auch fünf Töne für ihr Publikum, und die Uelzener sind sangesfreudig genug, dass die Aufforderung zum Mitmachen immer, wirklich immer, funktioniert.

Stegreif-Orchester beim Konzert des Symphonischen Rings 2025

Foto: Barbara Kaiser

Vielleicht hätten es am Ende ein paar hörbare Gassenhauer mehr sein können, die sich aus dem stets kontrollierten Klangbombast schälten, aber egal. Es war ein Abend des lyrisch wie dramatisch packenden Orchesterklangs und es ist wie immer vergebliches Mühen, die Stimmung dieses ungewöhnlichen Auftritts (mit sparsamen Lichteffekten) in ein rezensorisches Fazit einsperren zu wollen. Diese Hörerfahrung bleibt Novum. Für die anderen zwei Konzerte (Februar und April) gibt es dann die volle Dröhnung Romantik: Wagner, Weber, Schubert und Bruckner!

Barbara Kaiser – 11. Dezember 2025

Initia Medien und Verlag UG

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