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Feuilleton

Seit drei Jahrzehnten bereichert Kantor Erik Matz die Musikszene

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Fotos: Barbara Kaiser

Zwischen Jazz und Bach

Mit Kantor Erik Matz verbindet mich eine Jahreszahl: 1995. In diesem Jahr sind wir beide in Uelzen ansässig geworden; er nach seinem Kirchmusikstudium, ich, weil ich hierher geheiratet wurde. 30 Jahre also – es ist eine unglaublich lange Zeitspanne. Was Erik Matz in dieser Zeit für St. Marien, an der wunderbaren Orgel, deren Restaurierung er entschieden vorantrieb, und für den Landkreis geleistet hat, füllte einige Beiträge. „Das klingt nach so viel“, sagt Matz selber, „aber es ist nirgendwo Routine geworden.“ Das können alle Konzertbesucher unterschreiben. Der Musiker bewegte sich nie auf ausgetretenen Pfaden. Also nie zu Weihnachten das Weihnachtsoratorium I – III, sondern auch mal Noten zum Thema von Ralph V. Wiliams und Benjamin Britten. Es gab Orgelwochen und exzellente Solisten an diesem Instrument zu den Sommerkonzerten, wie etwa Alexander Frey und Ekaterina Leontjewa. Matz hat zum Stummfilm „Ben Hur“ improvisiert und zu Dracula Noten erfunden. Es gab Konzerte zum 9. November, Orgelkonzeret zur Karwoche, die h-moll-Messe von Bach und den „König David als symphonischen Psalm“ die Noten von Arthur Honegger. Wie bereits gesagt – die Liste wäre ziemlich lang.
„Ich habe mir diese Stelle selber gestaltet“, resümiert Erik Matz froh. „Wäre es Sport, würde ich es Zehnkampf nennen.“ Wenn er mehr Zeit hätte, wäre mehr möglich, sagt er. Aber: Auf der Orgel hat er noch viel vor. Zudem ist sein Anspruch, alle zu erreichen, von Klein bis Groß, jung und alt, ein nicht selbstverständlicher. Dafür leitet er mehrere Chöre. Die Kantorei, natürlich, das Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, die Seniorenkantorei von St. Marien und die Kindersingschule…
30 Jahre seien eine Zeitspanne, in der vieles passiert ist, sagt Matz. Es gab richtig überwältigende musikalische Höhepunkte, einen einzelnen herauszugreifen, fiele ihm schwer. Auf jeden Fall waren da alle sinfonischen Oratorien. Er hat vieles umsetzen können von dem, was „man immer schon mal machen wollte“. Diese 30 Jahre waren eine „gut gefüllte Zeit“, aber jetzt sieht der 59-Jährige schon, dass es vielleicht für manch anderes „langsam knapp wird.“
Ich selber habe Erik Matz in (nicht ganz) 30 Jahren als einen sich auch Wandelnden erlebt. Wahrscheinlich hat er sich früher seltener gefragt: Wie gehe ich mit meinem Gegenüber um? Hat der Spaß am Singen und höre ich ihm zu? Das Zuhören ist ja in unserer Gesellschaft sowieso entschieden unter die Räder gekommen, da tut es gut, wenn einer sagt, dass er sich Gedanken darum mache. „Veränderung muss nicht immer lokal sein“, meint Matz, „sondern auch innerlich, dass man neue, andere Schwerpunkte setzt.“ Als Summe erkennt der Zuhörer in Kantoreikonzerten die Einheit zwischen musikalischem Leiter und Akteuren, und hört man Erik Matz zu weiß man, dass er nicht mehr der ziemlich autoritäre Kantor seiner ersten Jahre ist. Das ist sehr angenehm.
Eines ist Matz zudem noch wichtig: „Chorarbeit ist eigentlich Friedensarbeit“, zeigt er sich überzeugt. Es gab zahlreiche Auftritte zu diesem Thema. „Es geht um Vergebung, Frieden, Gemeinschaft.“ Leider ist die heutige Welt davon weiter entfernt als noch vor drei Jahrzehnten. Dagegen gilt es anzuarbeiten. Auch, weil Musik grundsätzlich eine heilende Wirkung hat. Haben kann. – Am Samstag, 5. Juli 2025, beginnen die St.-Marien-Sommerkonzerte. Sie fächern ein großes Spektrum an Partituren. In neun Konzerten (bis 30. August) erklingen Flöte, Marimba, Gitarre, Trompete und – natürlich die Orgel. Zu Gast wird auch die Lübecker Knabenkantorei sein, deren Leiterin eine gute Bekannte in Uelzen ist: Merle Hillmer. Eine Schülerin von Erik Matz und inzwischen erfolgreich in den eigenen Spuren. Musikalisch gesehen geht es in St. Marien auf jeden Fall weiterhin anregend zu.

Barbara Kaiser

Initia Medien und Verlag UG

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