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St.-Marien-Sommerkonzertreihe startete mit Marimba und Flöte
Die Zugabe versöhnte die vielleicht ein wenig verstörten Zuhörer des ersten St.-Marien-Sommerkonzerts; denn was Almut Unger und Thomas Laukel auf Flöte und Marimbaphon geboten hatten in dieser Konzertstunde, summierte sich eher unter „experimentell“. Das letzte Stück jedoch, „Orientel“, einer der drei Spanischen Tänze op. 37 von Enrique Granados (1867 bis 1916), schmeichelte sich ins Ohr. Romantisch verschwungen, emotional geladen. Die Alt-Querflöte von ihrer allerschönsten Seite!
Nicht, dass den zwei Akteuren des „Duo Mélange“ Stimmungsarmut oder gar Unprofessionalität hätte vorgeworfen werden können – auf gar keinen Fall. Das Repertoire blieb jedoch jenseits der Hörgewohnheiten. Trotz Astor Piazzolla, Dmitri Schostakowitsch, Bach oder Mozart. Auch der amerikanische Zeitgenosse David Gillingham (*1947) kam mit seinen Fantasien aus der Natur mit Adler, Schlange, Gazelle und der Trauer um all die bereits ausgestorbenen Kreaturen nicht hörfreundlich daher. Besonders hierbei fiel auf, dass die Flöte im Presto manchmal sehr aufgeregt-schrill erklang.
Bei der Sarabande (Suite BWV 1008) musste man den Schreittanz länger suchen. Die drei fantastischen Tänze von Schostakowitsch – Marsch, Walzer, Polka – klangen sehr anders. Der Marsch eher wie der berühmt-berüchtigte Siegesmarsch aus des Komponisten 7. Sinfonie, wo triumphaler Rhythmus zur Farce verkommt, Hohn spricht über all die Toten, die die Belagerung von Leningrad durch die deutschen Faschisten gebracht hatte. Keineswegs ein Sieg, wie es Stalin verlangte …
Die Konzertstunde begann samtweich, mit leisen Tönen: Winter in Buenos Aires von Astor Piazzolla. Unger und Laukel musizierten mit Lockerheit und Eleganz gleichermaßen. Es war eine eindringliche, suggestive Arbeit, die die beiden anboten. Ihr ästhetisch gestalteter Anspruch bildete eine Melange mit unprätentiöser Kunstarbeit. Das Ganze atmosphärisch ausbalanciert. Eine absolute Freude und Ausnahme im Programm war die Fantasie in d (KV 397) – sehr wohlgefällig und heiter, keck, übermütig, fröhlich. Nirgends schrillte es.
Es war ein ungewöhnlicher, ich denke auf dieses Attribut kann man sich angesichts der Stückeauswahl einigen, Auftakt der Konzertreihe. Die zwei Künstler waren das erste Mal in Uelzen zu Gast, und die rund 75 Zuhörer hatten ihr Kommen nicht zu bereuen.
Am Samstag, 12. Juli 2025, geht es um 16.45 Uhr weiter mit dem Gitarren-Duo Jörgen Brilling und Michael Schröder. Das sind alte Bekannte. Die nächsten acht Samstage also vormerken: St. Marien Uelzen.
Barbara Kaiser – 06. Juli 2025