Seite lädt...

Feuilleton News

Zarte Klänge

teilen
St. Marien 2. SoKo Gitarren Brilling-Schröder2

Jörgen Brilling und Michael Schröder im zweiten St.-Marien-Sommerkonzert

Es ging auf sanften Wogen weiter: „For hands“ – zwei Gitarren im Duett. Nun gibt es ja kaum Musik nicht für Hände, nur bei wenigen Instrumenten dürfen die Füße mitspielen. Vielleicht ist der Titel „For hands“ aber auch Koketterie, die sich Jörgen Brilling und Michael Schröder erlauben, weil der Leser/Hörer sofort den vermeintlichen Fehler mitdenkt und „four“ versteht. Und dann stimmt es auch: Musik für Hände, für vier Hände! Die entlockten im zweiten St.-Marien-Sommerkonzert den Saiten zärtliche wie lockende Klänge. Sehnsucht grundierend, Schwermut zelebrierend. Zwischen spanischen Nächten und argentinischem Tangotemperament. Wild jedoch ging es eher nicht zu, vielleicht lebhaft gegen Schluss.

Und doch waren für mich selber nicht die Noten der beiden Spanier Enrique Granados (1867 – 1916) und Isaac Albéniz (1860 – 1909) die Offenbarung des einstündigen Konzerts, sondern wirklich „Nagoya Guitars“ von Steve Reich (*1936), des US-amerikanischen Minimalisten, wo es wie ein Perpetuum Mobile klingt oder als hätte eine Platte einen Sprung. Und doch besteht das Stück aus aufregenden Tonfolgen, die zwar immer gleich klingen, es aber nicht sind. Der „neu-tönerische Komplex“ (Brilling) brachte noch Heinz Werner Henzes Märchenbilder und Sidney Corbetts (*1960) „Silhoutte“, in dem ein Gitarrenschüler Akkorde und Läufe zu suchen scheint. Aber der Reich! Das war Kunst. Brillant dargeboten von den Gästen. Am Ende gab es noch Astor Piazolla, mit dem man nichts falsch machen kann. Insgesamt haben die beiden Akteure aber auch Repertoire-Potential verschenkt.

Die durch sie produzierte Tonsprache teilte sich jedoch locker und durchsichtig mit, schwang sich manchmal elegant zu Steigerungen mit (schaumgebremstem) Temperament auf. Die Solisten fanden für lyrische wie dramatische Schattierungen – wobei es von letzteren nicht viele gab – den richtigen Drive und ein Timbre, mit dem sie das Publikum in staunenswerte Besinnlichkeit versetzten, was der Beifall am Ende bewies.

Diese Woche hatten 105 Besucher den Weg in die Kirche gefunden; in der letzten Woche waren es, nicht wie berichtet 75, sondern 120 gewesen. Diese Korrektur ist nötig, denn es ist ein vielversprechender Start der neun Sommerkonzerte. Am Samstag, 19. Juli 2025, sind Karin und Peter Malangré die Programmgestalter. Zum Thema „The bird will still be singing“ haben sie sich Freunde fürs Vogelgezwitscher mitgebracht.

Barbara Kaiser – 13. Juli 2025

Initia Medien und Verlag UG