Seite lädt...

Aktuelles Allgemein Beliebtes News Umwelt

Über den Wolken, muss die Forschung wohl grenzenlos sein!

teilen

Blick auf den ATTO-Turm im Amazonasgebiet.
Fotos: Megaherz Film

Mit Mira Pöhlker im Gespräch über Luft und Aerosole

Im Film erzählt Mira Pöhlker, dass die Wolken über dem Amazonasgebiet enorme Mengen Wasser transportieren können: Im Jahresdurchschnitt ist es die gleiche Menge Wasser, die der Amazonas auf seiner Länge von rund 7.000 Kilometern ins Meer transportiert: 209.000 m³ Wasser pro Sekunde fließen in den Atlantik. Im lokalen Vergleich: Alle Becken – drinnen wie draußen – im BADUE in Uelzen beinhalten zusammen 5123,90 m³ Wasser.
Im Film, aber auch bei ihrem Gastauftritt zur Aufführung in Uelzen, erobert Mira Pöhlker die Herzen der kleinen Zuschauer:innen im Sturm. Nicht nur, weil die Dreharbeiten von einem eingehenden Tiefdruckgebiet fast gestört wurden, sondern weil sie so sympathisch und verständlich über ihr Herzensthema, die Wolken und Luftforschung spricht.
Ihre Doktorarbeit hat die Physikerin 2017 mit der Bestnote „summa cum laude“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz abgeschlossen, und war von 2012 bis 2021 am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz unter anderem mit der Minerva Fast-Track-Stelle betraut, im Rahmen derer sie auch Langzeitmessungen im Amazon Tall Tover Observatory (ATTO) im brasilianischen Regenwald durchführt. Seit 2012 ist sie regelmäßig im Amazonasgebiet: „Während der Messungen in der Regenzeit haben wir, vereinfacht gesagt, Messungen, die dem entsprechen, wie es ohne menschliche Einflüsse wäre, also allerbeste Luftqualitäten“, erklärt Mira Pöhlker Kirsten und Matthias Untz bei Eis und Kaffee in der Fußgängerzone, wo sie ganz nebenbei auch noch mal Autogramme für eine Gruppe Schüler:innen unterschreibt. „In der Trockenzeit haben wir das absolute Gegenteil. Hier macht sich die Luftverschmutzung unter anderem durch die Brandrodungen im Amazonasgebiet bemerkbar.“

Ein Regenwald-Selfie von Checker Tobi und Mira Pöhlker.

Die Qualität von Luft war auch an einem anderen Ort im Film ein Thema: in Ulan Bator. Die Hauptstadt der Mongolei hat den wenig schmeichelhaften Ruf, im Winter die Stadt mit der größten Luftverschmutzung weltweit zu sein. Das liegt daran, dass in einfachen Wohnhäusern nur mit Kohleöfen geheizt werden kann. Besonders tragisch daran ist, dass die Kinder sehr darunter leiden – sie können nicht draußen spielen und viele haben so schwere Atemwegserkrankungen, dass sie nicht nur regelmäßig zum Arzt, sondern auch ins Krankenhaus müssen. Staatlich organisiert kommt einmal die Woche ein Arzt in die Haushalte, um die Gesundheit der Bewohner zu prüfen. Und eine Verbesserung der Situation ist nicht absehbar …
Die Filme und Videos mit Checker Tobi vermitteln wissenschaftliche Themen für Kinder im Grundschulalter, dabei setzt Checker Tobi auf die Neugierde und Begeisterung seiner jungen Zuschauer:innen.

Wir wollen aber noch ein bisschen mehr von dir erfahren, Mira. Wie bist du zur Wolkenforscherin geworden?
Das war ein witziger Zufall. Ich habe zunächst Physik studiert und habe dann geschaut, was ich als Forschungsgebiet cool finde. Und so bin ich dann auf das Forschungsprojekt HALO gestoßen, bei dem Messungen per Flugzeug durchgeführt wurden. Dabei geht es, vereinfacht, um Wolken, die Wasser und Wärme über den ganzen Erdball transportieren, einschließlich kleiner Schmutzpartikel … du musst also nicht unbedingt schon zu Beginn deines Studiums wissen, was du machen willst. Ich habe mich von meinen Interessen und meiner Neugier „in die Wolken“ treiben lassen.

Du hast uns erzählt, dass es in deinem Bereich einfach noch sehr viel zu erforschen gibt, was möchtest du mit deiner Forschung am dringlichsten erreichen?
Wir machen noch überwiegend Grundlagenforschung. Wir wollen verstehen, wie etwas funktioniert. Wenn wir Glück haben, dann kommt dabei etwas Sinnvolles raus. Was ich genau verstehen will, welche Einflüsse wir als Menschen nehmen. Alle Faktoren werden von uns Menschen verändert und die haben große Auswirkungen auf das Klima und auf das Wetter. Wir erforschen sie, bringen sie mit unserem Handeln in Verbindung, sodass daraus zum Beispiel Ansätze entwickelt werden können, um negative Einflüsse zu verringern.

Verrätst du uns, was du unbedingt „enträtseln“ oder erreichen möchtest?
Das ist schwer zu sagen, da uns noch so viele Erkenntnisse fehlen. Wie die Bildung und Form von Wolken durch Wasser, Wärme und Aerosole beeinflusst wird, ist im Detail noch nicht enträtselt, das führt zu Berechnungsschwierigkeiten. Es hat alles einen direkten Bezug zum Klima und zu den Folgen des Klimawandels. – Unter anderem die Frage nach dem Wetter. Wann gibt es Regen, wie verändert der Klimawandel das Wetter in der Zukunft? Wie betrifft es unseren Alltag? Ein Beispiel: Besonders Landwirte wollen wissen, welches Wetter sie in der nahen Zukunft, aber auch in ein paar Jahren erwartet. Das sind u. a. wichtige Fragen für den Anbau von Lebensmitteln und Ernährungssicherheit. Unsere Arbeit zieht sich durch alle Bereiche unseres Lebens.

Was rätst du jungen Abenteurerinnen, die gerne experimentieren, forschen und entdecken, damit sie vielleicht später auch einmal Wolkenforscherin werden?
Einfach Kind bleiben. Kinder haben ein natürliches Interesse zu fragen und verstehen zu wollen. Diese intrinsische Motivation so lange zu fragen, bis die Fragen beantwortet sind, kann manche Eltern zwar in den Wahnsinn treiben, aber genau darum geht es. Also: einfach Kind bleiben.

Eva Neuls

Initia Medien und Verlag UG

Tags:

Das könnte Dich auch interessieren