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Trans*LG wird 10 Jahre alt

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Das Kern-Team von Trans*LG, von links: Fabian Masch, Daniel Masch und Paul Gilowski. Fotos: Katharina Hartwig

Beratungsangebot für genderqueere Menschen feiert Jubiläum

Sie kommen aus ganz Deutschland, teils sogar dem deutschsprachigen Ausland: An Anfragen mangele es bei Trans*LG nicht, berichtet Daniel Masch. Er hat das Beratungsangebot – für Trans*personen, nicht-binäre und andere genderqueere Menschen, ihre Angehörigen und andere, die rund um den Themenbereich Rat suchen – vor zehn Jahren ins Leben gerufen.
Und so gefragt ist es unter anderem deshalb, weil es kostenfrei Hilfestellungen bietet, die es anderswo teils überhaupt nicht gibt. Das Team begleitet etwa Widerspruchsverfahren bei Krankenkassen, wenn diese Behandlungen nicht übernehmen wollen. „Wir müssen immer davon ausgehen, dass ein Antrag von den Kassen beim ersten Mal abgelehnt wird. Das ärgert mich, weil: Es wird diesen Menschen halt ganz bewusst schwer gemacht“, sagt Masch. Unser gesellschaftliches System kennt viele solcher Hürden.
Mittlerweile betreut der Gründer allein schon rund 600 Personen. Die Beratungen für Genderqueere, bis 2018 noch rein ehrenamtlich, werden mittlerweile vom Land Niedersachsen und Stadt und Landkreis Lüneburg finanziell mitgetragen. Seit jüngst auch noch die Aktion Mensch für ein mehrjähriges Projekt eingestiegen ist, kann das im Checkpoint Queer in Lüneburg beheimatete Angebot auch Uelzen und Celle mobil versorgen. Die Gespräche in der Uhlenköperstadt finden bei Pro Familia in der Schillerstraße 11 statt.
Inhaltlich passt sich die Beratung den Bedürfnissen der Ratsuchenden an. Es kann darum gehen, sich einfach mal ganz allgemein zu informieren – oder um sehr konkrete Fragen. Es kann um Arztpraxen gehen, Therapieplätze und Operationen – oder um persönliche Beziehungen, Familienprobleme und Diskriminierung. Kommen darf jede und jeder so oft, wie das nötig und selbst gewünscht ist, in Begleitung von ein bis zwei Bezugspersonen. Die Ziele der Beratung laut Masch: den Menschen Mut machen, sie vor allem aber umfassend informieren und so bei ihren Entscheidungen unterstützen.
Transitionen zum Beispiel seien eine super-individuelle Angelegenheit, weiß Masch. „Manche Menschen wollen alles, manche nicht.“ Nächster Knackpunkt sei die Reihenfolge: die könne anders sein, als die Krankenkasse das erwartet. „Nur die Person selbst weiß aber, was sie will. – Am Ende geht es ja darum, Leidensdruck zu mindern.“ Sie sollte sich in keine Richtung gedrängt sehen. „Deswegen ist es mir ganz wichtig, den Menschen möglichst viele Infos zu geben, damit sie ihre Entscheidung gut und informiert treffen können – selbst-empowert.“
Zum Team gehören neben Daniel Masch auch noch Paul Gilowski, als Ansprechperson für Nicht-Binäre, Né Fink für Finanz- und Versicherungsfragen, Mirkja Hancker und außerdem Fabian Masch. Der kümmert sich um die Angehörigen, die sich an die Beratungsstelle wenden. Und das sind viele. Denn, wenn eine geliebte oder nahestehende Person sich selbst als trans*, non-binär oder agender outet, ist das nicht nur für sie selbst, sondern oft auch für alle drumherum eine völlig neue Situation.
Menschen im Umfeld möchten dann unter Umständen gleichzeitig die betreffende Person unterstützen und müssen selbst erstmal alles verarbeiten. Vielleicht haben sie noch nie überhaupt von Genderqueerness gehört und können die Vorstellung nicht leicht mit ihrem bisherigen Weltbild vereinbaren. Hier kann Fabian Masch professionell den Prozess hin zur Akzeptanz unterstützen und beantwortet ohne Vorurteile Fragen. Manchmal würden sie als Team Familienzusammenführungen nach einem Outing begleiten, sagt sein Ehemann, Berater Daniel Masch.
Damit so schwierige Unterfangen überhaupt gelingen können, ist klar: Das kann keine Laiin und kein Laie machen. Alle beim Trans*LG haben nicht bloß ihre eigene Lebenserfahrung an der Hand, sondern sind entsprechend qualifiziert. Daniel Masch hat sogar die bundesweiten Standards für Trans*-Beratung selbst mitentwickelt. Neben einem Doktor in Pädagogischer Psychologie hat er eine Beraterausbildung und ist zertifizierter Transaktionsanalytiker. Er lehrt auch zu Genderthemen – vor allem medizinisches und pädagogisches Personal – und betreibt wissenschaftliche Forschung.
Herzstück seiner Arbeit ist und bleibt für ihn aber das Begleiten von transgeschlechtlichen, nicht-binären und anderen genderqueeren Menschen, auch zehn Jahre nachdem er damit angefangen hat. „Es ist cool, einige der Leute schon so lange zu begleiten und zu kennen. Und es ist einfach echt ein Privileg, mit Menschen so intensiv zusammenarbeiten zu dürfen, die so viele spannende Sichtweisen auf sich selbst, Identität und die Welt haben.“

Zu Trans*LG gehören neben der ­Beratung auch regelmäßige Gruppen, Bildungsangebote und die Vernetzung untereinander durch Aktionen und Freizeitaktivitäten. Mehr Informationen finden Interessierte auf www.checkpoint-queer.de. Kontakt zum Trans*LG gibt es unter 04131 9949359 oder per E-Mail an TransLG@checkpoint-queer.de.

Katharina Hartwig

Initia Medien und Verlag UG

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