Wo Vögel auf Findlinge treffen

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Watvögel suchen im schlammigen Uferbereich nach Futter. Fotos: Dirk Marwede

Wasserspeicher Stöcken wartet mit Überraschungen auf

Wer von Stöcken aus kommend in Richtung Rätzlingen abbiegt, den führt die Straße erst einmal durch Felder auf beiden Seiten. Ein scheinbar unspektakulärer Landstrich, doch dann taucht auf der westlichen Seite plötzlich ein baumbewachsener Damm wie aus dem Nichts auf. Das Geheimnis ist schnell gelüftet, denn hier befindet sich das sogenannte Stöckener Speicherbecken. Ein schmaler Holzsteg führt hinauf zu einer Beobachtungsplattform.

Doch bevor es hinaufgeht, wird der Blick auf riesengroße Findlinge gelenkt, die einen weiten Weg hinter sich haben, denn die letzte Eiszeit hat sie aus dem hohen Norden hierher gebracht. Mit einer Länge von 3,6 Metern und einem Gewicht von 8,7 Tonnen zeigt sich hier unter anderem ein Granatgneis. Normalerweise ist diese Gesteinsart nicht so groß und so schwer – der Stöckener Granatgneis ist ein geologisches Naturdenkmal. Zu sehen ist aber auch vulkanisches Gestein wie der Helleflint, der einst aus Schweden hierher gekommen ist. In zahlreichen Schautafeln erfahren die Besucher mehr über die spannende Geschichte dieser und anderer Steine.

Ein paar Treppenstufen sind es noch bis hinauf zur Plattform. Der erste Blick ist ernüchternd, denn das 2002/2003 rund 14 Hektar große Speicherbecken ist geradlinig, der Ufersaum besteht lediglich aus Feldsteinen. Doch wie so oft ist es der zweite Blick, der das Besondere enttarnt, denn das Becken ist ein einziges großes Wasservogelrevier. Das zeigen auch die Infotafeln, die Auskunft über die verschiedenen Vogelarten geben, die hier immer mal wieder Rast einlegen. Enten und Gänse in ihrer ganzen Vielfalt lassen sich hier beobachten, vorausgesetzt, dass ein gutes Fernglas zur Hand ist. So treffen Stock-, Reiher-, Krick- und Pfeifenten hier auf Grau- und Nilgänse. Regenpfeifer, Kiebitze, Uferläufer sind weitere oft gesehene Gäste auf der Wasserfläche. Insbesondere Zugvögel lieben das Becken und so sind es im Frühling und im Herbst insbesondere die Kraniche, die hier in den Abendstunden zu hunderten einfallen, um eine sichere Nacht zu verbringen. Vor knapp 20 Jahren wurden hier gerade einmal rund 50 Kraniche gezählt, heute sind es mehr als 600, die das Speicherbecken für sich als Rastplatz entdeckt haben. Mit ein wenig Glück lässt sich auch einmal ein Watvogel entdecken, der mit Blick auf den Boden nach Futter sucht. Geduld ist gefragt, doch wer die hat, wird mit spektakulären Ansichten belohnt.

Entstanden ist das Speicherbecken übrigens, um überschüssiges Wasser, das bei der Verarbeitung von Zuckerrüben der Zuckerfabrik Uelzen anfällt, aufzunehmen. Ein gutes Beispiel dafür, wie Wirtschaft und Natur voneinander profitieren können. [Dirk Marwede]