Festakt mit Florian Illies, Fotos: Barbara Kaiser
Kunstverein feierte ein Jahr lang sein halbes Jahrhundert mit Festakt und noch mit einer Gratulationsausstellung der BBK-Jubilare
„Wir machen weiter“, versprach die erste Vorsitzende Almke Matzker-Steiner auf dem Festakt „50 Jahre Kunstverein“ im Ratssaal, „zukunftsorientiert und im Sinne der Bürger:innen.“ Wobei „wir“ ein zwölfköpfiges Team meint, das sich mit Fachkompetenz, Engagement und Herzblut weiterhin einem hochkarätigen Ausstellungsprogramm und einer fruchtbaren Zusammenarbeit weit über den eigenen Tellerrand hinaus widmen wird. 50 Jahre Kunstverein – das ist in Zeiten knapper Kassen, in denen Kultur allgemein „freiwillige Leistung“ der Kommunen ist, ein ungeheurer Erfolg. In der Hansestadt ist der Kunstverein nahezu seit seiner ersten Stunde 1975 im damals neuen Theater beheimatet, fand aber gleichzeitig, dank der Unterstützung von Stadt und Kreis, auch andere Ausstellungsräume. Weiteres Wohlwollen versprachen auf der Veranstaltung Landrat Dr. Heiko Blume und Bürgermeister Jürgen Markwardt. Blume zeigte sich überzeugt, dass 50 Jahre Kunstverein „50 Jahre voller Neugier und Engagement in Sachen zeitgenössischer Kunst“ waren. Er unterstrich die Bedeutung des Vereins für den Landkreis als „tragende Säule unserer regionalen kulturellen Landschaft“. In bemerkenswert engagierten Grußworten versprachen beide Politiker beständige Unterstützung durch Stadt beziehungsweise Landkreis, weil der Kunstverein ein „Teil der materiellen Infrastruktur“ (Blume) sei.
Die Vorsitzende des BBK Simona Staehr (Mitte) bedankt sich bei Renate Schmidt, Roa Hachmann und Almke Matzker-Steiner (v.l.) für die Zusammenarbeit.
Almke Matzker-Steiner hielt eine kundige, informative und faktengesättigte Begrüßungsrede. Sie blicke „mit Respekt und Demut auf die geleistete Arbeit“ zurück, zu der sie seit fünf Jahren ihren Teil leiste. Insgesamt 250 Ausstellungen hat der Verein in fünf Jahrzehnten präsentiert. Daneben zahlreiche Workshops, Diskussionen und andere kooperative Veranstaltungen, beispielsweise mit Schulen und dem Bund Bildender Künstler, von dessen Mitgliedern der Kunstverein ja aus der Taufe gehoben wurde. Das Netz kultureller Vielfalt verdankt sich treuen, beständigen Mitgliedern, verlässlichen Förderern und Sponsoren.
Mit einer launigen Festrede stand Florian Illies, Autor und „Zeit“-Mitherausgeber, am Rednerpult und suchte Antworten zum Thema „Kunst versus Kapital oder Wer bestimmt den wahren Wert der Kunst?“. Er musste die Aufgabe zurückgeben an die Zuhörer. Jedoch nicht ohne einige bedenkenswerte Anstöße aufgereiht zu haben. Dass Kunst ja eigentlich immer vor allem Auftragskunst war – denn wem verdanken wir das Porträt der Mona Lisa oder die Sixtinische Kapelle? Dass Künstler nach Brot gehen müssen, wird so bleiben. Obgleich sich das beispielsweise Friedrich Schiller schon anders wünschte! Ist also der „wahre Wert“ der „Warenwert“?
Gründungsmitglied Waldemar Nottbohm
Vielleicht muss man die Antwort salomonisch geben: „Wer bestimmt den Wert der Kunst?“, fragte Illies, um zu antworten: „Sie! Wenn Sie bemerken, dass Sie ein Kunstwerk berührt. Den wahrsten Wert hat sowieso jenes, das Sie nicht vergessen können!“
Es wird ja immer mal wieder diskutiert darüber, ob und wie Kunst nütze. Auf der einen Seite diejenigen, die in ihr eine Kraft zur Humanisierung sehen und/oder sie für politische Zwecke eingesetzt sehen wollen. Oder andere, die der „L‘art pour l‘art“ das Wort reden, Kunst solle nur sich selbst genügen. Vielleicht hülfe Max Liebermanns Seufzer weiter, „dass Gott die Maler vor Gedanken behüte, und dem Publikum die richtigen über die Malerei gäbe“. Oder die Feststellung Cornelia Schleimes: „Es ist eine fadenscheinige Behauptung, dass Kunst nur in Freiheit gedeihen könne. Denn Kunst sei Gegenwelt.“
Was und wie viel davon die Jubilare des Bundes Bildender Künstler anbieten, wenn sie dem Kunstverein gratulieren mit einer Ausstellung, liegt in der Betrachter Augen. Es ist jedoch eine schöne Idee, „runde“ Geburtstagskinder in den Kunstverein zur Ausstellung zu laden. So sind ab Sonntag, dem 23. November 2025 (Vernissage 11 Uhr), Arbeiten von Petra Merz (50), Anke Gruss (55), Claudia Krieghoff-Fraatz (55), Jutta Weingarten (65), Constanze Straub (65) und Annette Grund (80) zu sehen. Begleitet werden sie von ihren Kollegen Georg Lipinsky (85), Will Frencken (90) und Waldemar Nottbohm (95). [Barbara Kaiser]
Gründungsmitglied Georg Lipinsky