Im Dialog

Hans Lepel

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„Klangfarben“ – BBK-Ausstellung anlässlich der 16. Internationalen Sommerakademie und Fotos von Hans Lepel aus dem Vorjahr

Es gilt hier, zwei Ausstellungen zu besprechen, die zehn Tage lang die Räumlichkeiten in Oldenstadt prägen werden: Die „Fotoimpressionen 2024“ von Hans Lepel und „Klangfarben“ von Künstler:innen des Bundes Bildender Künstler. Denen es, obgleich mit Unterbrechungen, Tradition ist, die Internationale Sommerakademie mit ihren malerischen Annäherungen an Musik zu begleiten.

Vernissage zur Schau ist am Samstag, 02. August 2025, um 17 Uhr, im BBK-Ausstellungsraum Oldenstadt. Die Fotografien von Hans Lepel hängen schon im Langhaus. Geöffnet ist stets zu den Konzertzeiten der Sommerakademie bis Sonntag, 10. August 2025.

Hans Lepel: Die Fotos, in Farbe oder Schwarzweiß, sind in diesem Jahr atmosphärischer, emotionaler. Wenn man ganz stillsteht, hört man die Geigentöne, hervorgebracht von Stefan Hempel und Erik Schumann. Die einen ekstatisch-wild, die anderen in zartem Piano. Man wiederbelebt das Brummeln der Kontrabässe, das Sphärische hoher Spitzentöne und die Atemlosigkeit des Presto. Der Betrachter sieht die Konzentration und spürt die Erleichterung der Pianisten nach gelungenem Auftritt. Man weiß um die Freude und Konzentration beim Spiel oder die Intimität der leisen Gespräche im Dunkeln nach den Konzerten.

Hans Lepel begleitet seit vielen Jahren die Internationale Sommerakademie mit der Kamera. Er ist der stille Beobachter, der den Moment festzuhalten weiß, der am meisten von seinem Geschehen transportiert, wo sich Sinnliches und Sinnbildliches verbinden. So wie es der amerikanische Fotograf Ansel Adams (1902 – 1984) einst verstand: Die Kamera als „ein Instrument der Liebe und der Offenbarung“. So handhabt Lepel die seine – zu unserer Freude.

BBK-Klangfarben: Es sind nur acht Künstlerinnen und Künstler, die sich in diesem Jahr an der Ausstellung beteiligen. Das darf man wenig nennen, denn es gab schon andere Zahlen. Leider haben sich die Teilnehmenden der – zugegeben vielleicht – ein wenig trivialen Idee, dem Vorschlag aus dem Vorjahr verweigert, doch einfach einmal zu einem populären Musikstück zu arbeiten. Man wolle sich ja nicht der Musik zu Füßen werfen (schade!), sondern einen Dialog kreieren zwischen Musik und Kunst.

Simona Staehr

Simona Staehr, Vorsitzende des BBK, beteuert, dass man bei Tönen ja Bilder im Kopf habe. Und Renate Schmidt ergänzt, die musikalische Sprache, also „Töne“ und „Klänge“, übernommen zu haben. Na gut, man kann es auch verkomplizieren. Name ist Schall und Rauch, steht schon bei Goethe. Die Künstler:innen wollen es so; ich finde jede Erklärung, jedes Konzept, jede „Philosophie“ überflüssig. Aber am Ende denkt ja sowieso jeder Betrachter, was er mag, was ihm einfällt, was er empfindet. Und das ist gut so.

Auf den Bildern von Simona Staehr bläst ein Kind eine Tute – vielleicht produziert es damit die vielen bunten Seifenblasen – ein Markenzeichen von Staehr -, auf jeden Fall ist dieses Großformat lebensfröhlich. „Man beachte“, sagt die Künstlerin, „dass die vier kleineren Bilder daneben wie auf Notenlinien gehängt sind.“ Auf imaginären Notenlinien – es könnte eine Folge von C-G-F-A sein.

Renate Schmidt hat im Monat Juni einen Rundgang durch ihren Garten gemacht und alles Blühende fotografiert: Rosen, Rhododendren, Gräser, Margariten. Die Fotos hat sie dann zu Spiralen geschnitten, weil eine Spirale für sie ein Klang ist, wie sie sagt. Vielleicht in Erinnerung an diese Klangspiele, die manchmal als Spirale gehängt sind. Angeordnet auf einem Blatt, ist das hübsch bunt – aber auch konstruiert. Und: erklingt dabei Kopf- Musik?

Renate Schmdit

Kerstin Sørensen brachte „Abendstimmung“ und „Birkenwald“ mit. Dazu fiele einem schon was ein. Aber auch ohne brachiales Überstülpen irgendwelcher Noten singt und summt und tönt es aus diesen Aquarellen. Nein, nicht die Dr.-Schiwago-Melodie, eher das Summen der Hummeln in der Heide, vielleicht auch ein leises Blöken der Schnucken?

Wenig anfangen kann man mit Constanze Straubs Titel-Behauptung „So klingt Rot“. Es sind informelle Arbeiten, eher düster. Es ist wohl Moll. Und auch Paulina Klopots Fotografien zur Frage „Wie klingt das Blau?“ fassen den Betrachter nicht an, weil er nicht mal ein kleines Stückchen Himmel oder Meer entdecken kann.

Kerstin Soerensen

Die Ausstellung scheint also insgesamt ein wenig kopflastig. Bloß, weil man sich nicht der Musik zu Füßen werfen wollte! Wenig Schwung, wenig Verve, kaum Überwältigung. Wohin sind die Ausstellungen, in denen Vera Dornfeldt ein zauberhaft-zartes „Pizziccato“ in Blau tupfte, einer Kornblume nicht unähnlich? Oder Waldemar Nottbohm seine Skulptur „Scherzo“ in den Raum stellte, ein sich windendes, schlingendes Medusenhaupt, das einen einfangen will, zum fröhlichen Sechsachteltakt, in dem ein Scherzo steht…

Gehen Sie trotzdem rein, liebe Leserinnen und Leser, denn Schwung, Verve, Überwältigung und eine Menge Faszination bringt ihnen ja die Musik der Konzertabende.

Barbara Kaiser – 01. August 2025