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Der Flöten Töne

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Im vierten St.-Marien-Sommerkonzert war Peter Holtslag zu Gast

Woran denken Sie beim Stichwort „Flöte“, liebe Leserinnen und Leser? An den Alten Fritz? An den Kuhlau-Wettbewerb? Oder an die eigenen Nöte im Musikunterricht? Vergessen Sie das und denken Sie an Peter Holtslag! Der war im vierten St.-Marien-Sommerkonzert zu Gast und die Furcht vor schrillen Tönen blieb absolut unbegründet. Der Musiker, 1957 in Amsterdam geboren, wo er auch das Musikstudium abschloss, hatte mehrere Exemplare dieses Holz(!)blasinstruments dabei. Kantor Erik Matz saß am Basso Continuo als anschmiegsamer Begleiter und an der großen Orgel als Solist.

Von dort oben begann er mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge D-Dur BWV 532, was kein Fehler war. Weil Bach immer geht und wegen der hellen Tonart sowieso. Denn auf diese Art waren die Zuhörer frohgemut eingestimmt auf 60 Minuten Konzert, die Matz flott und fröhlich introduzierte. Es folgten im Programm drei Barockkomponisten, die sich der Flöte zugewandt hatten: Johann Christian Schickhard, Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach. Alles Zeitgenossen also. Ihre Werke, die Sonate a-moll op. 17 Nr.3, die Sonate a-moll HWV 374 und die Sonate e-moll BWV 1034, hatten mit ihren Sätzen ähnlichen Drive. Zwischen dem Allegro von Schickhard und denen von Händel und Bach gab es kaum Unterschiede, auch wenn man dem Granden Bach mehr kompositorische Einfallslust bescheinigen mag. Diese ausschließlich barocke Orientierung der Flöten kann man schade nennen, weil sich in der Darbietung von Peter Holtslag so kaum etwas abhob.

Er war sehr flink in der Tempobezeichnung Allegro unterwegs, man hätte es eher Presto genannt, aber sein Legato war an keiner Stelle verklebt. Es gab ein Aufblühen der Melodien. An anderer Stelle war es dramatischer Verve. Nur bei dem Bach am Schluss hatte der Interpret das Tempo so weit getrieben, dass doch der eine oder andere Ton auf der Strecke blieb.

Insgesamt war der Auftritt aber geeignet, die Augen zu schließen, sich der Versunkenheit hinzugeben. Peter Holtslag schreckte an keiner Stelle seines Spiels die Zuhörer auf, es blieb ein samtenes Timbre. Aber vielleicht war das auch ein wenig zu viel des Guten, Glatten, Widerspruchsfreien?

Für die Moderne sorgte Erik Matz mit Jehan Alain und seiner Komposition „Trois Pièces pour Grand Orgue“; es erklangen „Le Jardin Suspendu“ (Der hängende Garten) und „Litanies“ (religiös gemeint). Der Komponist wurde nur 29 Jahre alt, er fiel im Jahr 1940. Beeinflusst durch Debussy und Messiaen, interessierte er sich aber auch für fernöstliche Musik. Seine drei Stücke für große Orgel schrieb er 1938. Die Noten bewegen sich zwischen Meditation und Aufbruch, aber es ist wohl jeder frei in seinen Empfindungen dafür. Erik Matz breitet die Partituren ohne Exzentrik aus, sondern erzählte, bewegte sich auf dem Grat zwischen Andeutung und Eindeutigkeit. Es waren schöne, interessante Zwischenrufe inmitten des sehr harmonischen und freundlichen Flötenspiels.

Zum fünften St.-Marien-Sommerkonzert sind wieder einmal die Leipziger Posaunisten „Opus4“ zu Gast; sie werden die Mauern des Gotteshauses zum Beben bringen. Das jedenfalls ist die Erfahrung mit dieser Viererband(e). Samstag, 03. August 2024, 17.45 Uhr.

Barbara Kaiser – 28. Juli 2024

 

 

 

 

 

Bestattungshaus Kaiser