Obacht! Die Erben kommen!
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LeG-Theater-AG brachte eine genauso makabre wie flotte Krimikomödie zur Aufführung
Es gibt sogar ein Happyend! Ein sehr spätes, aber das sind ja die am meisten rührenden. Davor führt der Tod am Fenster eine Strichliste – und er hat reichlich zu tun damit… Die Theater-AG des Lessing-Gymnasiums unter der Leitung von Norman Holmes und Christina Schaate haben in diesem Jahr eine ziemliche Nonsens-Aufführung auf die Bretter gestellt, eine makabre Krimikomödie. Aber das muss ja auch mal sein, die Welt ist ernst und betrüblich genug.
Das Stück „(St)Erben ist tödlich“ stammt aus der Feder von Christine Steinwasser (* 1967), die seit 30 Jahren im bayerischen Schuldienst schwitzt und dort Leiterin einer Theater-AG ist. Weil herkömmliche Stücke nie so viele Rollen haben, dass alle Schüler-Darsteller auch was zu tun bekämen, schrieb sie kurzerhand die Texte selber. Es handelt sich, das verrät eine Vergewisserung bei Google, ausschließlich um Mord- und Totschlag-Titel. Worum geht es in diesem? Tante Josefa ist alt und gebrechlich, weshalb ihre drei Nichten und der Neffe mit seiner Frau anreisen, weil so ein bisschen Kohle, Asche, Knete gerade recht käme. Das Wort „Familienbande“ hat ja nicht umsonst einen kriminellen Beigeschmack. Tante Josefa blieb ehe- und kinderlos, weil sie ihrem Luigi nachtrauert, den der Vater der 17-Jährigen damals im Italienurlaub verbot. Aber man sollte immer mit der Treue der Italiener rechnen! (Ist das jetzt schon diskriminierend?)
Drei zickige Nichten also, ein Tölpel als Neffe. Dazu eine devote Haushälterin und ein naiv-durchtriebenes Zimmermädchen, eine unfähige Kommissarin, die die drei Killer zu jagen hätte, was ihr aber zu kostenintensiv scheint, weshalb sie die Morde geschwinde zu Unfällen umdeklariert – so einfach wie schlicht der Plot. Was die Mitglieder der Theater-AG jedoch daraus machen, das sorgt für manchen Lacher (vor allem am Schluss!) und für Hochachtung beim Publikum für dieses ziemlich rasante, erfrischendes Spiel, bei dem sich keiner zu profilieren sucht, sondern das kollektive Können ein sehr schönes Gesamtbild begründet.
Ich erinnere mich an frühere Aufführungen, wo die Schüchternheit der Akteure die Stimme belegte, wo man steif und wenig selbstbewusst agierte. Nichts von alledem diesmal. Es ist aller Ehren wert, wie die textlichen Anschlüsse klappten. Da wurde nichts verschleppt, nichts vernuschelt, da spielte großes Selbstvertrauen und vor allem eine Riesenportion Freude. Vor allem die merkte man den Akteuren an. Es waren 17 Darsteller:innen und sechs saßen an Ton- und Lichttechnik. Ich werde hier keine Namen nennen und jemanden vergessen – der oder diejenige dürfte nämlich zu Recht gekränkt sein. Nur einen Part muss man namentlich erwähnen, den für die Musik: Thore Jeremie aus der 13. Jahrgangsstufe komponierte, arrangierte und studierte mit neun Musiker:innen eine, wenn man so will, Titelmusik. Noten, dem Bigbandsound nicht unähnlich, die einfach gute Laune machten.
Es gab an diesem Theaterabend einen Besucherrekord zu vermelden und tosenden Beifall am Schluss. „Da müssen wir ja in den Jahren was richtig gemacht haben“, freute sich Norman Holmes. Das lässt sich nur bekräftigen, denn eine Entwicklung in der Arbeit dieser Truppe (obwohl die Schüler:innen ja wechseln) ist unübersehbar. Da stehen wunderbare junge Leute auf der Bühne, denen das, was sie tun, Spaß macht, den sie wiederum an ihr Publikum weitergeben. Es war ein hochvergnüglicher und ziemlich professioneller Abend. Chapeau!
Barbara Kaiser – 14. März 2025