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Lernen mit Leckerli

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„Ich will nicht lesen! Das kann ich sowieso nicht.“ Paul verschränkt demonstrativ die Arme und guckt so böse er kann. „Ok“, sagt die Lerntherapeutin, „dann hilf mir doch, mit Eddi einen neuen Trick zu üben.“ Paul ist sofort begeistert. Aber vorher steht „Fellpflege“ auf dem Programm. So nehmen Hund und Kind Kontakt zueinander auf. Dann gibt die Therapeutin Paul ein Säckchen, in dem eine Wortkarte liegt. Pauls erste Aufgabe ist, das Säckchen für Eddi zu verstecken. Danach muss Paul an seinen Platz zurückgehen. Erst, nachdem er Blickkontakt zu Eddi aufgenommen hat, darf er das Kommando „Bring’s“ rufen. Der Hund bringt das Säckchen. Zur Belohnung gibt Paul ihm ein Leckerli, nimmt die Wortkarte aus dem Säckchen und liest sie dem Hund vor. Paul muss gut aufpassen, dass er dem Hund die Kommandos in der richtigen Reihenfolge gibt, sonst ist Eddi verwirrt und der Trick klappt nicht. Nach ein paar Wiederholungen müssen sich Paul und Eddi erst einmal ausruhen, denn beide waren hochkonzentriert bei der Sache. Sie machen es sich in der Lese-Ecke gemütlich. Paul liest, Eddi genießt.
Der Hund hört geduldig zu. Und Paul verliert nach und nach die Angst vor dem Lesen. Denn der Hund verbessert nicht, wertet nicht. Paul gewinnt an Selbstvertrauen und er ist nicht mehr so schnell frustriert.
Wer jetzt denkt, ein Hund liegt nur so dabei und wird ab und zu mal gestreichelt, der irrt. Der Hund fördert die emotionale und soziale Kompetenz des Kindes. Er verschafft einen schnellen Kontakt- und Vertrauensaufbau zwischen Kind und Therapeutin. Durch Üben des Blickkontaktes und das Beobachten des Hundes trainiert das Kind seine visuelle Wahrnehmung. Durch Berührung, Wärme oder leichten Druck mit dem Hund werden bestimmte Nerven in der Haut stimuliert. Die soziale Interaktion wird gefördert, das löst Wohlbefinden aus und wirkt sofort beruhigend und entspannend. Darüber hinaus werden im Umgang mit dem Hund das Verantwortungs- und Regelbewusstsein des Kindes gestärkt.
Manchmal legt Paul auch Wörter mit Buchstaben, die Eddi ihm bringt. Oder der Hund „würfelt“ ein Wort und Paul schreibt oder nennt das Wort mit der Anzahl der Silben. Durch die Wahrnehmung der eigenen Handlungen und der des Hundes beim Erlernen von Tricks wird die Eigen- und Fremdwahrnehmung gefördert. Das ist für Paul besonders wertvoll, denn er hat nicht nur Legasthenie, sondern auch ein Aufmerksamkeitsdefizit (ADHS).
In der tierbegleiteten Lerntherapie wird die Fantasie der Kinder angeregt. Einige Kinder denken sich Spiele für den Hund aus oder Geschichten, die sie ihm erzählen können. Die Kinder erzählen zu Hause von ihren Erlebnissen in der Therapie, das fördert den Wortschatz. Paul hat angefangen, ein eigenes Buch zu schreiben, mit Hundetricks, die er selbst mit Eddi übt. So lernt er ganz nebenbei zu formulieren und die Reihenfolge beim Schreiben einzuhalten.

Heike Strehle-Hoppe

 

Kreisverband Legasthenie Lüneburger Heide e. V.
Alte Wiesenstraße 21
29525 Uelzen
Telefon: 0581 / 56 70
https://www.legasthenie-uelzen.de/

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