Immer mit Hintergedanken
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Neu im BBK: Beata Krampikowski und ihre wunderbaren Bilder
Beata Krampikowski spricht drei Sprachen. Mindestens. Geboren und aufgewachsen in Sopot an der polnischen Ostseeküste, studierte sie von 1981 bis 1985 an der Parsons School of Design in New York (amerikanisches Englisch). Und Deutsch („Mein Mann ist Kieler.“), weil sie seit 1985 an der deutschen Ostseeküste lebte. Nun ist sie seit 2019 in der Heide angekommen und wird den Bund Bildender Künstler (BBK) als Mitglied und mit ihren wunderbaren Arbeiten ohne jeden Zweifel bereichern. In diesem Monat stellt sie sich mit einer Ausstellung in Oldenstadt erstmals hier vor.
Ihre „plastische Malerei“ sind dreidimensionale, szenische Darstellungen aus Pappmaché, die immer voller ironischer Anspielungen sind. „Hinter jedem Bild ist immer ein Hintergedanke oder eine Geschichte“, sagt die 62-jährige Künstlerin darüber. Was sie als Kind mit Plasteline begann, schon immer hat sie dreidimensional lieber gearbeitet, wuchs sich zu großformatigen Werken aus, die handwerklich perfekt und künstlerisch anspruchsvoll sind. Dazu kommt eine gehörige Prise Humor, sodass es ein einziger Spaß ist, diese Werke zu ergründen. Denn ergründen muss man sie wollen, weil Beata Krampikowski den Sinn fürs Detail nicht vernachlässigt und viele Einfälle künstlerisch darzustellen weiß.
Da ist zum Beispiel die „Ilsebill, die weiß, was sie will“: Die füttert ihren Verehrer mit Garnelen und wahrscheinlich flötet sie ihm auch ihre Wünsche ins Ohr. Die lauten ganz bestimmt nicht, wie beim „Fischer un sine Fru“, dass sie Päpstin sein will! Man darf durchaus losere Gedanken hegen. Oder das Bild „Prägungsphase“. Bei Tieren ist das ja der Zeitraum, in dem wesentliche Verhaltensweisen und Erfahrungsreaktionen implantiert werden. Bei Beata Krampikowski hat eine junge Frau ihrem Lover eine Haartolle vermacht – die Folgen werden für ihn noch nicht abzusehen sein. Oder „Gewonnenes Terrain“: Auf dem Bild wächst von links nach rechts ein Wald, viel Natur, zu unser aller Freude. Am rechten Bildrand aber haben zwei Prinzessinnen beschlossen, dass sie einen Swimmingpool wollen, also wird alles abgeholzt und wahrscheinlich eingezäunt. Wer das Geld hat, bestimmt. Wie viele Erfahrungen machen wir täglich dazu?
Sie habe, so sagt die Künstlerin, ein Bild vor Augen und eine Idee im Kopf, wenn sie die Arbeit beginnt. „Aber: Es entsteht. Und mit Pappmaché hat man viel Zeit.“ Deshalb ist auch Acrylfarbe das dazu bevorzugte Material. Mit Aquarellfarbe kann sie nicht arbeiten. Denn wenn ihr eine Arbeit nicht gelungen erscheint, muss sie mit Acryl großzügig darüber gehen können. Bei einem Aquarell muss jeder gesetzte Strich sitzen…
Ein Gespräch mit Beata Krampikowski ist anregend. Wie sie die Welt sieht, wobei sie auch Ratlosigkeit zugibt, ist erfrischend. Sie hätte gerne auch Gartenbau studiert, aber jetzt widmet sie sich ihrer Kunst. Sie hat 15 Jahre lang Hunde gezüchtet, drei dieser Winzlinge leben noch im Haus in Hösseringen, sie hat zwei Kinder großgezogen, ihr Sohn lebt in London, die Tochter in Köln, jetzt wird sie für ihre Bilder leben und arbeiten. Weil sie eine scharfsinnige Beobachterin ist, werden aus ihrem Atelier noch viele schöne und hintergründige Werke kommen. Und fühlt sie sich eigentlich wohl in der Heide? Ja, antwortet die Malerin, sie genieße die „slow motion“ und die Sonne, wenn die das Gras und die großen Kiefernstämme wärmt und duften lässt. Das erinnere sie so sehr an früher…
Vernissage
Schauen Sie vorbei
Samstag, 14. September 2024, 17 Uhr, Galerieraum des BBK Oldenstadt.
Geöffnet am 15., 21., 22., 28. und 29. September, immer von 15 bis 18 Uhr.
Barbara Kaiser