„Die tolle Knolle – Total Global!“
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Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Foto: Anne Schorling)
Die Bedeutung der Kartoffel als wertvolles Kulturgut und für die Ernährungssicherheit
Auszug aus der Agenda 2030 – drei Ziele für Nachhaltige Entwicklung
Wenn man derzeit durch den Landkreis Uelzen fährt, sieht man überall auf den Feldern, dass die Kartoffelernte auf Hochtouren läuft. Auch in den Zeitungen wird darüber berichtet und die Restaurants preisen die frisch geernteten Kartoffeln als „kulinarische Spezialität der Lüneburger Heide“ an.
Überall wurden bereits Kartoffelfeste gefeiert. Dabei wurde in den Festtags-Reden die Heidekartoffel als das „Gold der Heide“ gewürdigt, und es wurde hervorgehoben, dass die Kartoffel als bedeutendes „Kulturgut“ zu werten ist. Das belegen sowohl vielfältige Erfahrungen und umfangreiches Wissen über die Pflanze, als auch professionelle Informationen über Wachstum, Ernte und Lagerung sowie auch Kenntnisse und Know-How bezüglich der Zubereitung in der Küche und für die Tiere im Stall.
Das alles klingt, als wäre die Kartoffel schon seit langem in Gebrauch. Das ist zwar richtig, gilt aber nur für Südamerika. Dort ist sie schon seit 8000 Jahren als wichtiges Kulturgut und Nahrungsmittel bekannt. In einem bedeutenden „Kartoffelpark“ in Peru wird über die traditionelle Kultur und historische Bedeutung des Kartoffelanbaus in Südamerika informiert und zugleich wird auch diesbezügliche wissenschaftliche Forschung unterstützt.
In Europa kennt man die „tolle Knolle“ erst, seit sie von den spanischen Konquistadoren im Laufe des 16. Jahrhunderts aus Südamerika mitgebracht wurde. Aber bevor sie hier als eines der wichtigsten Nahrungsmittel entdeckt und kultiviert wurde, hat man in Deutschland die Kartoffel zunächst als Zierpflanze angesehen und viele Jahre als seltene Pflanze in Botanischen Gärten aufgenommen.
Als Nahrungsmittel sollen die ersten Kartoffeln um 1650 in Oberfranken angebaut worden sein, gefolgt von Preußen im Jahre 1738. Hier sorgte Friedrich II. (Friedrich der Große) mit diversen „Circular Ordre” für die Verbreitung der Tartoffel, wie die Knolle damals noch bezeichnet wurde. Fünfzehn „Kartoffel-Befehle” hat er erlassen und ließ die ersten Kartoffelfelder von Soldaten bewachen. Friedrich II. wies auch die Pastoren an, in ihren Predigten auf die Notwendigkeit des Kartoffelanbaus hinzuweisen. Deswegen wurden sie im Volksmund auch “Knollenprediger” genannt. Das heißt, auch schon damals gab es – ohne ‘Facebook’ und ‘Twitter’ – bemerkenswerte Formen der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen. – Und wie man sehen kann, mit nachhaltiger Wirkung.
Denn ungefähr 275 Jahre später wurde per UN-Deklaration, das Jahr 2008 als das „Internationale Jahr der Kartoffel” benannt. Mit diesem „Internationalen Jahr der Kartoffel” wollte die UN insbesondere erreichen, dass auch in den Entwicklungsländern das Bewusstsein für die Bedeutung der Kartoffel als Nahrungsmittel geweckt werden sollte. Das Potential der Kartoffel wird für gesunde Ernährung sehr geschätzt und hat spezielle Bedeutung für die Ernährungssicherung weltweit – insbesondere auch in Krisenzeiten.
Große Ernährungsunsicherheiten und dramatische Unterernährung gibt es aktuell in Krisengebieten in Ländern des Südens, speziell am ‚Horn von Afrika‘. Seit dem vergangenen Jahr 2023 leistet die Deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) dort mit dem Programm der GIZ: „Globalvorhaben Förderung ernährungsintensiver Kartoffelwertschöpfungsketten in Ostafrika“, wichtige Beiträge zur Umsetzung der Agenda 2030 und hier speziell bezogen auf die Ziele (SDGs) 2: „kein Hunger“, 15: „Leben an Land“ und 17: „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“.
Mit diesen besonderen globalen Wertschätzungen und Aktivitäten wird sichtbar:
Die Kartoffel schafft es immer wieder, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen, ganz nach dem Motto:
„Die tolle Knolle — Total Global!“
[Anne Schorling]
Welche Blüte ist von zartester Schönheit in Farbe und Gestalt?
Frühlingsgrüne Buchenwälder –
ei, die sind wohl jedem recht;
blühende Kartoffelfelder
find ich aber auch nicht schlecht.
Wie sie wallen in der Ferne
mit dem dunkelgrünen Kraut,
drüber weiß und lila Sterne –
Schön‘res hab’ ich nie geschaut.
(Unbekannter Verfasser)