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Der Schreibtisch von…

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Foto: Kathrin Marie Arlt

…Linda Schützhold

Was unweigerlich sofort ins Auge fällt, wenn der Blick auf den Schreibtisch von Linda Schützhold trifft: Einhörner. Ein recht rundes aus Stoff, ein hilfreiches als Tesafilm-Abroller, viele kleine auf dem Tacker, eines, das in unterschiedlichen Farben leuchten kann…. Begonnen habe die Sammlung mit dem Tesafilm-Abroller, zu dem sie ihre Schwestern überredet haben, erklärt die Stadtbücherei-Chefin lächelnd. Und so sei eben eins zum anderen gekommen.
Auf ihrem Schreibtisch im obersten Stockwerk der Stadtbücherei an der Marienkirche finden sich ansonsten wenig Spielereien – und erstaunlicherweise keine Bücher. Dafür alle möglichen Dokumente, Skripte, stapelweise Ablagekörbe …Die Einhörner sorgen vielleicht für Verwunderung – und in jedem Fall für fröhliche Kontraste. „Tatsächlich mag ich es eher strukturiert“, erklärt sie. Die Klarheit und Struktur brauche sie, um die Menschen, Bücher, Veranstaltungen, Pläne und Projekte im Blick zu behalten. Unterschiedliche Kalender verweisen auf die verschiedensten Aktivitäten: Ein Urlaubskalender, zwei für die Auszubildenden, einer für Sitzungen der Hansestadt, ein Wandkalender für den großen Überblick, ein Tischkalender und der digitale für die täglichen To-dos.

Trotz oder gerade wegen der vielen Aufgaben: Linda Schützhold mag ihre Arbeit. Und „ihre“ Bücherei. In Hinblick auf die Lesegewohnheiten in einer zunehmend digitalisierten Welt gibt sie sich keineswegs pessimistisch. Warum auch? Im Schnitt besuchen etwa 175 Menschen fast jeden Alters täglich die Bücherei der Hansestadt, rund 50 000 Bücher, DVDs, Spiele, Zeitschriften und Zeitungen finden sich dort. Veranstaltungen – vom Bilderbuch-Kino über Lesungen bis zur Lebendigen Bibliothek – führen Mensch in die Einrichtung, die sich längst zu einem Medien- und Informationszentrum entwickelt hat. „Viele kommen her, um zu lesen und zu arbeiten. Oder sie informieren sich über Neuerungen in Fachzeitschriften, über Reisen, Hobbys und Sprachen oder forschen in der Stadtgeschichte. Büchereien sind mittlerweile weit mehr als Buch-Abholstationen. Ich sehe sie als außerschulische Bildungseinrichtung.“

Studiert hat Linda Schützhold Bibliotheks- und Informationswissenschaft in Berlin. Im Ruhrgebiet hat sie erste Erfahrungen in einer Bücherei gesammelt, seit 2018 ist sie in Uelzen – zunächst als stellvertretende Leiterin, 2019 hat sie die Leitung übernommen. „Wer das Fach studiert, lernt schnell, dass es nicht um das Lesen geht. Ein Schwerpunkt liegt tatsächlich auf der Informationswissenschaft.“ Wie wird das viele Wissen ausgewählt, strukturiert, bereitgehalten, archiviert, und wie funktioniert die Vermittlung von Informationen.

Dennoch liest die 34-Jährige leidenschaftlich gern. „Ganz simpel gesagt sind Bücher für mich ein Vergnügen. Sie begleiten mich seit meiner Kindheit“, sagt sie. Ihre Eltern hätten die Leidenschaft schon früh gefördert. Und es gibt Tage, da beginnt sie bereits morgens mit dem Schmökern. In einem Interview bemerkte sie einmal, dass Lesen „ein einsames Hobby“ sei. Man tauche ab in eine Geschichte. „Wer viel liest, verbringt einfach viel Zeit allein.“
Natürlich finden sich im Hause Schützhold meterweise Regale mit Büchern. Sie schmunzelt: „Ich bin allerdings davon abgekommen, alles, was ich lese, auch im Regal zu haben.“ Tatsächlich leihe sie sich das eine oder andere Buch aus. Einige würde sie aber nicht missen wollen, beispielsweise „Quer durch die Galaxie und dann links“ von Robin Klein, ein Buch aus Kindertagen, das sie sich vor nicht langer Zeit „nachgekauft“ habe. Auch „Die Wand“ von Marlen Haushofer oder Haruki Murakamis Roman „Sputnik Sweetheart“ zählen zu ihren Favoriten. „Ich liebe die Geschichten, den Inhalt. Und nicht das Materielle. Ich würde mich nicht als bibliophil bezeichnen“, antwortet Linda Schützhold auf die Frage, ob sich eine ganz besondere Ausgabe oder ein besonders wertvolles Buch auf ihrer Wishlist finde. Allerdings gibt es ein Buch, das für sie ein kleiner Schatz sei: Eine Ausgabe von Roger Willemsens „Die Enden der Welt“, hand-
signiert. „Das würde ich nie hergeben.“

[Kathrin Marie Arlt]

3 Fragen an Linda Schützhold


Was darf auf meinem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Notizzettel. Auf ihnen notiere ich alles, was ich auf keinen Fall vergessen will.

Mein Schreibtisch ist für mich …
… eigentlich so etwas wie eine Schaltzentrale für Entscheidungen, Pläne, Ideen…

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Was müsste auf meinem Schreibtisch zu finden sein?
Vielleicht eine Pflanze. Aber leider habe ich keinen grünen Daumen.