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Der Kammerton war Moll

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St.-Marien-Sommerkonzert-Reihe startete mit Gotthold Schwarz und Hauke Ramm

Man hätte es sich vielleicht ein bisschen optimistischer gewünscht, das erste St.-Marien-Sommerkonzert. Zumal der Titel „… entflieht, ihr Sorgen“, allen Anlass für diese Hoffnung gab. Gotthold Schwarz (Bariton) und Hauke Ramm (Orgel) musizierten hauptsächlich in Moll.  Der allerletzte Ton fiel mit dem 18-Uhr-Stundenschlag zusammen und dann donnerte zumindest  das Samstagsabendläuten ein bisschen Zuversicht.

Rund 45 Zuhörer:innen hatten in Uelzens Hauptkirche gefunden und erlebten ein künstlerisch erlesenes Programm, da macht auch die düstere Programmauswahl keinerlei Abstrich. Noten von Johann Sebastian Bach und Georg Böhm, Johannes Brahms, Franz Liszt, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Max Reger und der beiden großen Franzosen Maurice Duruflé und Gabriel Pierné, letzterer Schüler von César Franck und anerkannter Dirigent von Ravel und Debussy. Selber der Spätromantik zugeordnet, obwohl sein Prélude g-moll, op. 29,1 anfangs nach Impressionismus klingt.

Gotthold Schwarz, geboren in Zwickau, Thomaskantor von 2016 bis 2021 und Professor an der Leipziger Musikhochschule ließ keinen Zweifel daran, dass er ein gefragter Sänger ist. Sein Bariton ist der fundierten einer und besitzt ein einschmeichelndes Timbre. Mit intensiver Diktion und schöner Gesamtlinie interpretierte er seinen Bach stimmlich flexibel und bestechend deutlich. Diese Textverständlichkeit schuf Vertrautheit mit dem Inhalt, was wiederum die Glaubwürdigkeit des Künstlers besiegelte.

Schwarz ist sicher in den Arien-Koloraturen und standfest in den Tiefen. Die „Vier ernsten Gesänge“ op. 121 von Johannes Brahms waren ein Schwerpunkt seiner Darbietung. Das Thema Tod und Vergänglichkeit sang von d-moll über g-moll nach e-moll, ehe es sich in Glaube, Liebe, Hoffnung und Es-Dur auflöste. Das war eine düstere, aber großartige Leistung.

Organist Hauke Ramm, seit 2002 Kirchenmusikdirektor in Stade, trug wesentlich zur gestischen Klarheit der Lieder bei. Er war ein bewunderungswürdiger Begleiter, bekam jedoch auch Gelegenheit für Soli. Sein Präludium und Fuge d-moll, op. 37,1 von Mendelssohn-Bartholdy setzte ein Ausrufezeichen in diesem Konzert; genauso wie das schon genannte Prélude von Pierné. – Es war also ein sehr besinnlicher Auftakt der Sommerkonzerte 2024. Obgleich diesen75 Minuten eine subtile Vokalpoetik mit starker Ausstrahlung und Dichte bescheinigt werden darf.

Am Samstag, 13. Juli 2024, ist Matt Glandorf aus Cloppenburg zu Gast. Er wird Orgelmusik aus Amerika und Großbritannien spielen. 16.45 Uhr, St. Marien. Und danach gilt, wie in jedem Jahr, nach jedem Konzert, die Einladung zu einem Glas Wein auf dem Kirchplatz.

Babara Kaiser – 07. Juli 2024

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