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Aktuelles Soziales

Unsere Sicherheit

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Eine große und eine kleine Aufgabe

Nach der Terrorfahrt in Magdeburg wurde gegen die Stadt und die Polizei in Magdeburg Anzeige erstattet. Sicher ist es wichtig, dass wir gegen Anschläge gute Sicherheitskonzepte entwickeln, dass diese Konzepte so gut wie möglich umgesetzt werden und dass im Nachhinein geprüft wird, ob bei der Umsetzung Fehler gemacht wurden. . Wenn der berechtigter Verdacht besteht, dass Menschen fahrlässig gehandelt haben, sich also bewusst schuldig gemacht haben, muss der Fall strafrechtlich untersucht werden. Aber besteht dieser Verdacht in Magdeburg?

Ich habe in den letzten Tagen ein Büchlein von Beatrice de Graaf gelesen mit dem Titel Heilige strijd. Het verlangen naar veiligheit en het einde van het kwaad (Heiliger Kampf. Die Sehnsucht nach Sicherheit und das Ende des Bösen). Beatrice de Graaf ist Professorin für Geschichte und Terrorismusexpertin, Mitglied der Ev. Kirche und hat das Buch in Auftrag der Kirche geschrieben. Sie meint, dass das Reden über Sicherheit in der modernen Gesellschaft zu kurz greift. Ich gebe im Folgenden einige ihrer Gedanken wieder.

Das Nachdenken über Sicherheit ist gefangen in Beherrschung und Risikomanagement und neigt dazu, totalitär zu werden. Alles was wir uns an Gefahren in der Zukunft vorstellen können, wird einem immer größeren und immer detaillierteren Risikomanagement unterworfen. Die Gefahren, die wir (weltweit!) sehen, bestimmen unseren Blick. Durch diese Fixierung auf alles, was gefährlich ist und gefährlich werden könnte, wird die Zukunft ein schwarzes Loch ohne Versprechen. Demgegenüber hält Beatrice de Graaf an der biblischen Vorstellung fest, dass Gott das Böse besiegt hat und die Zukunft deshalb ein Versprechen bereithält. Die Zukunft ist nicht schwarz oder leer. Die Zukunft (Futur – als Verlängerung der Gegenwart) ist nicht ohne Advent.

Das Böse ist besiegt worden. Deshalb müssen und können wir der Totalität des Sicherheitsdenken widerstehen. Dasselbe gilt für die Neigung zur Unversöhnlichkeit, die mit der Totalität gegeben ist. Wenn jede Gefahr beherrscht werden muss, müssen immer größere Gruppen registriert und beobachtet werden. Diese Haltung schürt ein institutionelles Misstrauen gegen die Bevölkerung.

Beatrice De Graaf: „Die Grundursachen von Sicherheitsproblemen können nicht nur durch mehr Sicherheitsmaßnahmen beseitigt werden. (…)Werte, die der Politik vorausgegen, wie Solidarität, Vertrauen untereinander und Sorge (im Sinne von Versorgung, Pflege …) machen eine Gesellschaft lebenswürdig und sicher. Der Rechtsstaat schafft dafür den Rahmen und markiert die Grenzen. Sicherheitsmaßnahmen sind Sanktionen, wenn diese Grenzen überschritten werden, aber sie können den Rechtsstaat nicht mit Lebensqualität und Vertrauen füllen.“

Es tut gut, dass eine bekannte Wissenschaftlerin wie Beatrice de Graaf in Zeiten der Angst diese heilsame Relativierung unseres Sicherheitsdenkens formuliert. Die Krisen sind ernst. Aber die Russen stehen noch nicht vor Berlin. Und niemand kann mit Sicherheit sagen, dass sie einen Angriff auf die NATO Länder planen. Die Magdeburger Polizei und Stadtverwaltung haben nachweislich Fehler gemacht, aber das macht sie noch nicht verantwortlich für das Leiden. Die Lösung kann auch nicht sein, dass wir die Straßen mit immer mehr Betonklötzen vollstellen. Mit anderen Worten: wir müssen aufpassen, dass wir das Leben mit seiner Unbeherrschbarkeit, seiner Freiheit und dem Vertrauen, das dazu gehört, nicht aus den Augen verlieren.

Beatrice de Graaf greift eine alte Weisheit von Augustin auf, der zwischen einer großen und einer kleinen Aufgabe unterschieden hat, vor dir wir im Leben stehen. Die große Aufgabe ist die Überwindung des Bösen im eigenen Herzen. Das Böse ist besiegt worden. Das muss jede Person im Herzen und dann auch im Tun wahr sein lassen. Wir feiern diesen Sieg Weihnachten, Ostern und jeden Sonntag im Gottesdienst. Die Liturgie spielt dabei eine wichtige Rolle. Demgegenüber ist die Gestaltung eines sicheren Zusammenlebens eine kleine Aufgabe.

Gerard Minnaard,
Geschäftsführer der Woltersburger Mühle und Mitherausgeber des Magazins Junge.Kirche

Bestattungshaus Kaiser

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