Lernen im „Hogwarts Uelzens“
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Direktorin Dr. Katharina Peters vor dem Gebäude der Georgsanstalt in Ebstorf
Fotos: Janina Fuge
Katharina Peters ist Chefin der Ebstorfer Georgsanstalt
„Altehrwürdig“ ist so ein Begriff, der dem geneigten Besucher beim Betreten der Ebstorfer Georgsanstalt schnell in den Kopf schießen mag mit Blick auf die alten Backsteine, die Holzvertäfelungen im Eingang, eine schwarz-weiß getragene Ahnengalerie der Lehrer und des Gründervaters dieser traditionsreichen Einrichtung: Vor genau 170 Jahren – 1855 – eröffnete Eduard Fischer auf der Domäne Ebstorf mit einer Lehr- und Beispielwirtschaft für die Ausbildung junger Landwirte eine der ersten Ackerbauschulen im Königreich Hannover, 1861 dann wurde das heute noch genutzte, imposante Gebäude an der Fischerstraße eingeweiht: „Georgs-Anstalt“ – so benannt in Huldigung des Königs, der mitsamt Familie am Festakt teilnahm.
Damals noch strikte Männerdomäne, gehen heute die Uhren in der landwirtschaftlichen Ausbildung am Außenstandort der Berufsbildenden Schulen II des Landkreises Uelzen anders – deutliches Zeichen: Seit eineinhalb Jahren ist Dr. Katharina Peters hier die „Chefin“, formal korrekt: Studiendirektorin zur Koordinierung schulfachlicher Aufgaben und als Abteilungsleiterin verantwortlich für die drei in Ebstorf angesiedelten Schulformen: eine klassische Berufsschule, eine Einjährige Fachschule Agrarwirtschaft für junge Menschen mit bereits abgeschlossener landwirtschaftlicher Ausbildung und dem Ansinnen, einen Betrieb zu führen, und eine Fachoberschule, um die Fachhochschulreife zu erlangen und damit bundesweit ein Studium aufnehmen können.
Für die 47-jährige Peters – vor dem eigenen Studium mitsamt Promotion selbst ausgebildete Gärtnerin und Landschaftsplanerin, die seit ihrem Referendariat an der Georgsanstalt unterrichtet – ist der Ort etwas ganz Besonderes: „Wir haben junge Leute, die aus ganz Deutschland zu uns kommen“, berichtet sie, vielerorts gelte nach wie vor: „Geh` nach Ebstorf, wenn du eine ausgezeichnete Ausbildung willst“. Bis heute hat die Schule mit ihrem spezifischen Zuschnitt auf land- und forstwirtschaftliche Themen, auf Ökologie und Nachhaltigkeit sowie Projektarbeit ein Alleinstellungsmerkmal. „Steigende Schülerzahlen sind das Ziel“, so Peters, „und dafür müssen wir uns an die Bedürfnisse des Marktes anpassen und ein gutes Gleichgewicht aus Tradition und Innovation schaffen“. Mit aktuellen Themen wie Smart Farming und Biodiversitätsförderung, jeder Menge Praxisbezug, modernster Technologie und innovativen Unterrichtsmethoden sowie einer familiären Einbettung in die Ebstorfer Gemeinschaft funktioniert das das allerdings hervorragend.
Gut 100 Schülerinnen und Schüler profitieren davon Tag für Tag in den geschichtsträchtigen Unterrichtsräumen mit allerlei historischen Bauelementen – Hogwarts-Gefühl wabert durch die langen Gänge, über die schon so viele vor ihnen lernend gelaufen sind.
„Bei uns sind teilweise Generationen von Familien gewesen“, sagt Peters und verweist auf die mehr als 1000 Mitglieder im Ehemaligen-Verein. Damals wie heute sei es so: „In der Georgsanstalt wird der Grundstein für Karrieren im grünen Bereich gelegt“.
Allerlei Historisches findet sich in der Georgsanstalt, einschließlich einer Nachbildung der Ebstorfer Weltkarte aus dem Jahr 1930. Sie war Grundlage für die Nachbildung der weltberühmten und kriegszerstörten Ebstorfer Weltkarte im Kloster, da nur sie über die vollständige Farbgebung verfügte.
Janina Fuge