Seite lädt...

Feuilleton

Suchspiel und Kinderspur

teilen

Fotos: Barbara Kaiser

Für eine solide Bildung und Vermittlung mit Spaß im Museum

Was für eine pfiffige Idee, die kleinen, alten Schließfächer der Sparkasse am Eingang des Museums nicht zu entsorgen, sondern zu integrieren in ein aufregendes Suchspiel, Rallye genannt. Für die bekommt einer in der (Kinder)Gruppe das große Schlüsselbund übereignet – Gefängnisaufseher Frosch aus der „Fledermaus“ lässt grüßen – und dann geht es los. Auf die Spur von Schnecken im Gras, singenden Männern oder Abdrücken im Stein…
Heike Thiele ist im neuen Uelzener Museum verantwortlich für Bildung und Vermittlung, die museumspädagogische Arbeit also. Schließlich sind die Kleinen die zukünftigen, hoffentlich wissbegierigen Besucher. Im Englischen nennt sich diese Aufgabe „education curator“ und bildet es viel genauer und vor allem wichtiger ab. Denn leider war (und ist) die Museumspädagogik für viele Zuständigen noch notwendiges Übel, schlecht bezahltes Anhängsel. Nicht so im UeMu, dem neuen Haus an der Bahnhofstraße! Heike Thiele ist seit einem reichlichen Jahr im Amt, endlich auch fest angestellt, und sprüht vor Ideen. Besitzt einen Enthusiasmus, der den Zuhörer überrollt. Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm und der Vorsitzende des Museums- und Heimatvereins Otto Lukat können sich glücklich schätzen, solch eine selbstbewusste, kluge und engagierte Frau an ihrer Seite zu haben.

Wie viele Männer im Verbund tönen und dröhnen aus dem Mund?

Sie entwickelte nicht nur die Kinder-Such-Rallye, derzeit entsteht auch eine „Kinder-Spur“, die den ganz jungen Besuchern den Museumseinstieg leichter macht; es ist quasi ein Gang durch die Ausstellung auf einer ganz anderen Ebene. „Ich kenn` mich ganz gut aus“, sagt Heike Thiele, und das ist keineswegs Unbescheidenheit, sondern eine große Erfahrung, die die 58-Jährige bereits gesammelt hat. Es ist sehr leicht vorstellbar, wie sie mit Kindern und Jugendlichen jeden Alters zu arbeiten in der Lage ist und deren Interesse für Geschichte, Heimatkunde und die größeren Linien des Weltenlaufs zu wecken vermag. – In Druck geht demnächst ein Museums-Leporello, zu dem Thiele die kleinen Geschichten selber schrieb und die Bilder zeichnete, und der ein Abriss von Uelzens Geschichte ist. Es wird Programme für Schulklassen geben zum Thema „Die Kinder von Uelzen entdecken das Stadtmuseum“ und „Wir planen eine Stadt“ (vielleicht kommt dann der Bürgermeister ‘mal dazu, denn es wird viel geredet werden über Positives und Negatives und Wünsche). Die Kinder und Jugendlichen gehen in die Spur unter dem Motto „Sammeln, beschützen, zeigen, erforschen“, widmen sich den Themen „Flucht und Vertreibung“ und „Demokratie und Vielfalt“. Dazu sind Arbeitsgruppen mit Ehrenamtlichen in Gründung.

Museumsrallye-Karten mit spannenden Fragen: Wie viele kleine Schnecken haben Spaß im Gras. Oder: …

Das Museum soll ein außerschulischer Lernort sein, ist sich Heike Thiele sicher. „Jeder ist willkommen und soll sich wohlfühlen.“ Dabei wird möglichst ohne Tablets und die allgegenwärtigen QR-Codes gearbeitet – denn Geschichte ist keine virtuelle Welt, sondern eine zum Erfahren, Anfassen auch. Sie ist gelebtes Leben unserer Vorfahren, das wir wertschätzen müssen, weil wir sonst verdammt sind, deren Fehler zu wiederholen. Die Gegenwart zeigt gerade das auf fatale Art und Weise.
Am 18. Mai ist Internationaler Museumstag, da ist auf jeden Fall was los im Museum. Und ehe die erste Sonderausstellung, die über Wilhelm Thiermann, schließt, sind die Uelzener Thiermann-Sammler eingeladen, am Wochenende des 26./27. April zum großen Einscann-Tag zu kommen: „1000 Blätter – Thiermann in Uelzen“ wird das Ergebnis benannt sein. Wer also ein Bild des malenden Rechtsanwalts zu Hause hat, kann Puzzlesteil für die entstehende große Internetseite werden, die im Ergebnis auch Stadtgemeinschaft stärken könnte und Wilhelm Thiermann gleichzeitig den jüngeren Generationen vorstellen soll. Kunst und Stadtgeschichte in einem sozusagen. Am Internationalen Kindertag, am Sonntag, 1. Juni, stehen die Türen des Hauses von 12 bis 16 Uhr ebenfalls offen; es gibt Kinderführungen, Puzzle- und Ausmalstationen. – Das neue Uelzener Museum ist ins Stadtzentrum umgezogen und wird zahllose wunderbare Möglichkeiten bieten, Geschichte neu zu entdecken.

Bestattungshaus Kaiser