Potenzial für Ebstorf
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Mit Maria Kuhnig und dem Verein Potenzialriesen kommt buntes Leben ins MGH
Eine „Einladung des Lebens“ – das ist das Ebstorfer Mehrgenerationenhaus für Maria Kuhnig. Als die Mutter von heute sechsjährigen Drillingen vor knapp vier Jahren nach Ebstorf kam, suchte sie einen Neustart. „Ebstorf“ als Ziel war Zufall und eine Empfehlung von Freunden, ansonsten gab`s keine Anknüpfungspunkte für Kuhnig, die nach der Trennung vom Vater ihrer Kinder aus der Nähe von Hamburg kam. Mut hatte die ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Kuhnig im Gepäck. Und Optimismus. Im Leben vor den Drillingen war sie erst Rechtsanwaltsfachangestellte, dann Leiterin eines eigens aufgebauten Inkasso-Unternehmens. Zahlen, Worte, Schaffensdrang, Karriere, Planung – das war ihr Leben. „Mit den drei Kindern wurde alles anders“, berichtet die ansteckend lebensfrohe, offene junge Frau: „Ich wollte etwas kreieren, wo mein Leben einen Platz hat“.

Das Mehrgenerationenhaus Ebstorf. Fotos: Janina Fuge
In Ebstorf dann ergaben sich die Wege. Viel lesen, viel lernen stand am Anfang. Seminare für Kinder und Erwachsene kamen dazu, zu Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit – und dann schließlich die große Idee: Eine Freie Schule für Ebstorf zu gründen. 38 Menschen kamen allein zum ersten Info-Abend, gemeinsam mit Mitstreiterin Johanna Reinfeld rief die 39-jährige Kuhnig dann den gemeinnützigen Verein Potenzialriesen e.V. ins Leben, um die Schulgründung voranzubringen. „Ich bin der Überzeugung, dass jedes Kind die Fähigkeit hat im Bezug auf seine Talente ein Genie, ein wahrer Potenzialriese, zu sein“, ist für Kuhnig klar. Und unerlässlich dafür ist für sie, einen geeigneten Raum zu schaffen, „welcher immer wieder zu neuen Erfahrungen einlädt und den Kindern die Möglichkeit gibt zu experimentieren und sich selbst und ihre Talente zu entdecken“.
Kaum war der Verein im November 2023 mit der Eintragung ins Vereinsregister offiziell gegründet, kamen sie dann, diese eingangs erwähnten Einladungen des Lebens: Denn vor der Gründung der Schule kreuzte als erstes die Aufgabe der Schülernachmittagsbetreuung den Weg von Kuhnig und ihren Mitstreiterinnen. Und dann, damit bald eng verbunden: Das Ebstorfer Mehrgenerationenhaus. Selbiges brauchte einen neuen Träger, das DRK wollte nicht mehr. Es gab Gespräche mit der Gemeinde, ein Ausloten von Möglichkeiten – und dann, mit gerade einmal einer Woche Vorbereitung für die Zustimmung durch das Kultusministerium und dem Sichern von Fördergeldern übernahmen der Verein Potenzialriesen zum 1. August 2024 den Betrieb des Mehrgenerationenhaus, die offizielle Eröffnung war auf Grund der zu klärenden bürokratischen Themen mit einem Tag der offenen Tür am 1. Dezember 2024.
Anders sieht es heute im MGH aus, frischer und jünger. Warme Farben, liebevolle Details – ein Raum zum Wohlfühlen. Die Räume haben Namen – Sonne, Mond, Sterne –, Regenbogen sind als Bilder und Teppiche zu finden. Bunt ist es – bunt soll es sein: „Dies soll ein Ort für Begegnung sein – ein Ort, an dem alle so sein dürfen, wie sie sind, die ruhigen Denker genauso wie die wilden Abenteurer“. Kinder, ältere Menschen: Sie alle sind sichtlich willkommen. Nachmittags beleben die Kids der Nachmittagsbetreuung für Grundschulkinder das Haus – ein zweiter Zweckbetrieb des Vereins Potenzialriesen, mit ideenreichem Angebot und täglich frisch gekochtem Mittagessen und zwei Mitarbeiterinnen. Das MGH selbst hat neben Maria Kuhnig eine weitere hauptamtliche Kollegin, dazu aktuell eine Praktikantin, gemeinsam gestalten sie das Programm. Jeden Sonntag gibt`s beispielsweise von 14-16 Uhr den offenen Gesprächskreis „Let`s Talk“, Kaffee und Tee ist immer dabei, Groß und Klein sind willkommen, um über Gott und die Welt, den ersten Kuss oder die Möglichkeiten für Glück im Kleine, dazu „Intuitives Malen“, Grillnachmittage, Feste für die Ebstorfer*innen, Basteln, Kurse für Schwangere.
Eigentlich sind die Mittel sehr gering: Maria Kuhnig arbeitet offiziell 25 Stunden, ihre Kollegin 15. Damit sind die Fördermittel erschöpft, alles andere finanziert sich über Spenden – und Eigeninitiative, wie schon bei der umfassenden Renovierung des Hauses. „Für mich ist das alles viel mehr als ein Job“, sagt Kuhnig, „für mich ist das eine Lebensaufgabe.“ Sie habe eine Vision: „Dass wir alle zusammen gehören und nur gemeinsam etwas bewegen können“. Mehrere Generationen, ein Haus – und ganz viel Herzblut. Willkommen im neuen MGH.
von Janina Fuge