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Besser mit Wasser umgehen

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Fotos: Katharina Hartwig

Ulrich Ostermann über seine und unser aller Aufgaben

Behält den Überblick über rund 3000 Quadratkilometer: Ulrich Ostermann ist Geschäftsführer des „Kreisverbands der Wasser- und Bodenverbände Uelzen“. Mit seinem Team koordiniert der Bauingenieur die Beregnung und Wasserbewirtschaftung in den Kreisen Uelzen und Lüneburg und in Teilen Gifhorns. Die neue Barftgaans hat mit dem Wasser-Experten gesprochen.
Herr Ostermann, Sie sind Chef eines Verbands für Verbände – was genau tun Sie eigentlich?
Ich bin der Geschäftsführer von ungefähr 65 Verbänden. Wir hier in Uelzen beim Kreisverband machen sozusagen die Arbeit für die Mitgliedsverbände. Ich habe also auch 65 Chefs, die Verbandsvorsteher. Die nehmen das aber nicht immer so wahr. Meistens sind die Verhältnisse andersherum: Also, die machen, was ich sage. – Insgesamt funktioniert es in einem gegenseitigen Miteinander.
Was sind überhaupt „Wasser- und Bodenverbände“?
Der Ursprung liegt in der Entwässerung. So ab 1900 hat man sich darum gekümmert, dass das Wasser kanalisiert und Flächen entwässert werden. Ab 1960 sind dann die Beregnungsverbände dazugekommen. Und inzwischen haben wir noch zwischengeschaltete Dachverbände.
Wie würden Sie als Fachmann die Auswirkungen des Klimawandels auf den regionalen Wasserhaushalt beschreiben?
Durch die Temperaturveränderungen der letzten drei, vier Jahrzehnte haben wir eine ungefähr vier Wochen längere Vegetationsperiode. Es ist also länger grün. Und dadurch haben wir länger Verdunstung und wir haben, durch die höheren Temperaturen in den Sommermonaten, auch eine größere Verdunstung. In der Vergangenheit konnte man immer sagen: Wir haben im Uelzener und im Lüneburger Raum 60 bis 70 Millimeter Niederschlag pro Monat. Nur haben wir jetzt in den Sommermonaten mehr Niederschläge, die ganz plötzlich, in großer Menge fallen. Die fließen dann teilweise ab, sind also nicht verfügbar. In den Wintermonaten ist es so, dass Niederschläge nach wie vor ähnlich kommen. Es regnet nur etwas mehr. Das ist für uns ein Antrieb, das Wasser, das im Winter kommt, im Grundwasser oder in Wasserspeichern zu konservieren – und es so für die jeweils nächsten Frühahrs- oder Sommermonate nutzbar zu machen.
Und was tun Sie beim Kreisverband konkret, um Wasser aus den Wintermonaten in den Sommer herüberzuretten?
Wir haben vor ungefähr 15 Jahren angefangen, darüber nachzudenken, wie wir den Wasserhaushalt besser managen können. Nachdem wir 2003 einen ersten Wasserspeicher gebaut haben, kam vor zehn Jahren der zweite und wir wollen noch einen weiteren bauen. Das Wasser in den Speichern kommt vor allem aus der Zuckerfabrik. Das, was in der Rübe drin ist, ist zu ungefähr 65 Prozent flüssig. Und es ist mit Nährstoffen versehen. Das Produkt-Abwasser kann man nicht ungeklärt in irgendein Gewässer leiten. Wenn wir es aber für die Beregnung verwenden, dann muss es nicht mehr weiter aufbereitet werden, weil die Bauern natürlich die Nährstoffe für ihre Pflanzen gebrauchen können. Die düngen dann halt viel weniger aus anderen Quellen.
Gibt es neben den Wasserspeichern noch andere Projekte zum nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser?
An einem Waldstandort in der Nähe von Bankewitz haben wir zum Beispiel eine Verrieselung von Wasser aus der Kläranlage Rosche. Da ist vollständig geklärtes häusliches Abwasser – mehr als eine Viertelmillion Kubikmeter pro Jahr – aus der Samtgemeinde, das wir ins Grundwasser einleiten. Da ist dann insgesamt mehr Wasser im System, aus dem sich ja auch die Gewässer im Umfeld speisen.
Was könnte sich im Umgang mit Wasser noch verbessern?
Ich denke, dass noch nicht alle richtig begriffen haben, dass der Klimawandel insbesondere den Bereich Wasser antreibt: zu wenig und zu viel. Und das gilt genauso in Uelzen und Lüneburg wie weltweit. Es gibt Fluten, es gibt Trockenheiten. Das ist in der Vergangenheit nicht so krass gewesen. In Teilen Afrikas war das schon immer so – nur ist es jetzt noch ausgeprägter. Deshalb sind auch viele Dritte-Welt-Länder schon besser aufgestellt als wir, weil sie schon immer das Wasser managen. Nach der Devise: Wir lassen das nicht einfach weglaufen. Bei uns in Europa ist das ein noch nicht abgeschlossener Prozess – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik – dass alle begreifen, dass es im Bereich Wasser diverser Änderungen bedarf. Ich habe am Anfang erzählt: Wasser- und Bodenverbände waren einmal dafür da, das Wasser möglichst schnell wegzuschaffen. Das ist heutzutage nicht mehr die richtige Methode. [Katharina Hartwig und Henry Kardel]

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