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Soziales

Von Frau zu Frau

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von links: Sibylle Kollmeier, Brigitte Schulz, Ronja Junk, Frops Pfiffigenie. Foto: Achterdeck/Lars Wendlandt

Ein Gespräch zwischen Brigitte Schulz und Sibylle Kollmeier

Die Themen sind Engagement, Inklusion und gelebte Herzenswärme in Uelzen. Wer in Uelzen engagierte Frauen nennt, kommt an ­Sibylle Kollmeier kaum vorbei. Sie ist Heilpraktikerin, Psychoonkologin der Deutschen Krebsgesellschaft, onkologische Kosmetikerin, Leiterin der Ratsweinhandlung Uelzen, und vor allem eine Frau mit großem Herz für soziale Projekte. Als Präsidentin des Soroptimist International Clubs Uelzen unterstützt sie das Frauenhaus, engagiert sich für die Orange Days gegen Gewalt an Frauen und setzt sich für Menschenrechte ein.

Ich, Brigitte Schulz, habe Sibylle vor fünf Jahren bei einem Secondhand-Verkauf im alten Rathaus kennengelernt. Sie verkaufte mir eine Jacke, die ich bis heute trage. Aus dieser zufälligen Begegnung entstand eine Freundschaft, und nun auch eine Zusammenarbeit: Sibylle ist Botschafterin meines Herzensprojekts „Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion“ geworden.

„Die Fotografien haben mich tief berührt“
Sibylle Kollmeier: „Es waren deine bewegenden Fotografien, die mich sofort angesprochen haben. Ich wollte wissen, wer dahintersteckt und wie es dir gelungen ist, eine so außergewöhnliche Begegnungsstätte zu schaffen. Dein Stadtatelier ist für mich ein Ort, an dem Vielfalt und Menschlichkeit gelebt werden. Hier werden Barrieren abgebaut, nicht nur die sichtbaren, sondern auch die in unseren Köpfen. Menschen werden gesehen, wertgeschätzt und motiviert. Sie sind hier nie allein. Besonders beeindruckend finde ich, dass inzwischen Menschen aus 14 verschiedenen Nationen mitmachen, Junge und Alte, Kreative und Neugierige, mit und ohne Handicap.“

„Inklusion bedeutet, dass alle mitmachen dürfen“
Brigitte Schulz: „Genau so sehe ich das auch. Inklusion bedeutet für mich nicht nur Menschen mit Behinderungen zusammenzubringen. Inklusion heißt: Alle dürfen mitmachen, die ganze Welt gehört dazu. Wir alle ergänzen uns.“
S. K.: „Das spürt man bei euch. Du und Ronja, deine ehrenamtliche Kollegin seit dem ersten Tag, schafft eine warme und offene Atmosphäre. Ihr gebt den Menschen ein seelisches und zugleich ein echtes Zuhause. Ihr habt beide selbst mit Einschränkungen zu tun, aber statt euch zu beklagen, sucht ihr Lösungen. Das ist unglaublich inspirierend.“
B. S.: „Ich glaube, dass Menschen mit Handicap ein großes, oft unentdecktes Potenzial haben. Wer nicht den sogenannten normalen Weg gehen kann, entdeckt oft neue Möglichkeiten, auf die andere gar nicht kommen. Und genau dieses Gespür hilft, Brücken zu anderen zu schlagen.“

„Bei uns braucht man kein Geld, um dabei zu sein“
S. K.: „Armut ist ein Thema, das mich sehr bewegt. Ich finde es großartig, dass es im Atelier kostenloses WLAN gibt, immer einen Tee oder Kaffee, und dass niemand Geld braucht, um mitzumachen. Das ist gelebte Teilhabe.“
B. S.: „Ja, das ist uns wichtig. Natürlich sind wir deshalb auf Spenden angewiesen, und du hast mit deinen Aktionen, zum Beispiel mit deiner Benefizbude auf dem Weinmarkt, schon viel ermöglicht. Ich merke immer wieder, dass unsere Arbeit durch Menschen wie dich wahrgenommen wird, nicht nur von denen, die das Atelier dringend brauchen. Da ich selbst kaum noch rauskomme, weil hier ständig etwas los ist, bist du mit deinem Einfühlungsvermögen die ideale Botschafterin. Du erreichst Menschen, die ich sonst nie kennenlernen würde.“
S. K.: „Diese Rolle übernehme ich sehr gerne. Unser kleines Stadtatelier ist eine echte Bereicherung für ­Uelzen. Es hilft, Sprachlosigkeiten zu überwinden, und das auf eine so charmante Weise. Ich liebe übrigens deine ‚nachhaltige Nettikette‘. Wenn jemand ein Schimpfwort benutzt, wird es einfach gesungen – großartig! Und jedes Mal, wenn ich vorbeischaue, entdecke ich neue Kunstwerke. Was planst du als Nächstes?“

„Kunst, Musik und ganz viel Mut“
B. S.: „Wir haben gerade mit der Talentförderung für junge Fotografinnen und Musikbegabte begonnen. Emofotologisch stehen drei besondere Themen an: Raus aus meiner Haut, Schlupf in mein neues Leben und Opfer darf kein Schimpfwort sein. Außerdem arbeite ich an einem Buch, erweitere unsere Wanderausstellung, plane die Veröffentlichung eigener Songs und wünsche mir eine virtuelle Galerie, als Fenster in unsere kreative Welt.“
S. K.: „Ich freue mich auf alles, was da kommt. Das Stadtatelier ist für viele Menschen und auch für Uelzen selbst ein wichtiger Ort geworden.“
B. S.: „Danke, Sibylle. Ich freue mich sehr auf unsere weitere Zusammenarbeit.“

Was als zufällige Begegnung bei einem Secondhand-Verkauf begann, ist heute eine inspirierende Partnerschaft zweier Frauen, die Mut machen. „Unser kleines Stadtatelier“ ist mehr als ein Raum für Kunst: es ist ein Ort, an dem Menschlichkeit, Kreativität und Inklusion aufeinandertreffen. Oder, wie Brigitte Schulz sagt: „Inklusion heißt: Wir alle gehören dazu.“

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